Razzia bei "Reichsbürger"-Gruppierung Ermittler finden bei Verdächtiger drei abgesägte Schrotflinten

Die Mitglieder des rechtsextremen Vereins "Geeinte deutsche Völker und Stämme" horteten offenbar gefährliche Waffen: Polizisten fanden bei einer Frau Schrotflinten, Armbrüste und Macheten.
Bei der Razzia Mitte März durchsuchten 400 Polizisten in zehn Bundesländern Wohnungen - das Bild zeigt den Einsatz in Gummersbach (Archiv)

Bei der Razzia Mitte März durchsuchten 400 Polizisten in zehn Bundesländern Wohnungen - das Bild zeigt den Einsatz in Gummersbach (Archiv)

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Markus Klümper/ dpa

Die Mitglieder einer inzwischen verbotenen extrem rechten "Reichsbürger"-Truppe waren offenbar schwerer bewaffnet als bekannt. Bei einer Razzia fanden Polizisten bei einer Frau unter anderem drei abgesägte Schrotflinten, drei Armbrüste, zwei Macheten und eine Zwille. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte vergangene Woche erstmals eine Gruppierung der "Reichsbürger"-Szene verboten. Rund 400 Polizisten durchsuchten Wohnungen von führenden Mitgliedern des Vereins "Geeinte deutsche Völker und Stämme" und einer Teilorganisation in zehn Bundesländern. Sie sollen antisemitische Schriften verbreitet und Amtsträger sowie deren Familien massiv bedroht haben - auch mit dem Abschneiden von Fingern.

Nicht nur bei der Frau, auch in der Wohnung eines Mitglieds aus Rheinland-Pfalz wurde laut dpa eine Schrotflinte sichergestellt. Bei einem Mann in Dresden fanden die Polizisten demnach ein japanisches Kampfschwert.

Als Einsatzkräfte die Wohnung einer Anhängerin der Gruppierung in einem Vorort von Dresden durchsuchten, wurden sie nach dpa-Informationen von deren hochbetagter Mutter bedroht. Sie soll vom Nachbargrundstück aus ein Luftgewehr auf sie gerichtet haben.

"Die Wahngebäude von Reichsbürgern sind keine harmlosen Spinnereien"

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD)

Die "Geeinten deutschen Völker und Stämme" waren seit 2017 vor allem durch ihre bizarren und aggressiven Drohbriefe an Behörden und Politiker aufgefallen. Die Drohungen gingen deutlich über "Verbalradikalismus" hinaus, heißt es in der Verbotsverfügung, die dem SPIEGEL vorliegt. Sie seien geeignet, "Amtsträger persönlich einzuschüchtern".

In Berlin forderte die Truppe eine Bezirks-Bürgermeisterin auf, ihr Rathaus zu räumen und ihnen die Schlüssel auszuhändigen. Als ein Dreier-Grüppchen "Reichsbürger" tatsächlich versuchte, das Rathaus im Bezirk Zehlendorf zu übernehmen, schritt die Polizei ein.

"Reichsbürger" galten lange als vernachlässigbare Spinner, Querulanten und Esoteriker - bis im Oktober 2016 ein Verschwörungsideologe im fränkischen Georgensgmünd einen Polizisten tötete. Seitdem nehmen die Sicherheitsbehörden die Gefahr ernst. 

jpz/dpa
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