Russischer Napoleon-Experte
Geschichtsprofessor muss wegen Mordes in Haft
Zerstückelt und zerteilt: Der grausame Mord eines Professors an seiner ehemaligen Studentin und Geliebten sorgte für Entsetzen. Nun verurteilten die Richter in St. Petersburg den Mann.
Verkleidete sich gern als Napoleon und spielte dessen Kriege nach: der jetzt verurteilte Oleg Sokolow 2012
Foto: Dmitri Lovetsky/ AP
Im Prozess gegen den russischen Geschichtsprofessor und Napoleon-Experten Oleg Sokolow ist ein Urteil gefallen: Wegen des Mordes an seiner Freundin soll er für zwölfeinhalb Jahre in Haft. Das verkündete ein Gericht in St. Petersburg am Freitag.
Sokolow war im November 2019 im betrunkenen Zustand bei dem Versuch festgenommen worden, Leichenteile in dem Fluss Moika in St. Petersburg zu versenken. Die Polizei hatte den 63-Jährigen damals aus dem eiskalten Wasser geholt und in seinem Rucksack abgetrennte Frauenarme entdeckt. In seiner Wohnung fanden die Beamten daraufhin eine blutverschmierte Säge sowie die enthauptete Leiche seiner ehemaligen Studentin und Lebensgefährtin Anastasia Jeschtschenko. Mit der 24-Jährigen hatte Sokolow zusammengelebt und mehrere Bücher geschrieben.
Der russischen Website »Fontanka« zufolge will Sokolows Anwalt das Urteil anfechten. Die Verteidigung hatte auf acht Jahre Haft plädiert.
Die Staatsanwaltschaft hatte hingegen 15 Jahre Haft für den Historiker gefordert, wegen Mordes und illegalen Waffenbesitzes. Das Gericht hatte nach eigenen Angaben in dem Prozess keinen Zweifel an seiner Schuld. Unter anderem sein Alter wirkte sich demnach allerdings strafmildernd aus.
Die Eltern der getöteten Studentin waren bei der Urteilsverkündung anwesend – genauso wie ein Zuschauer in einem Napoleon-Kostüm.
Sokolow hatte die Tat bereits im Vorjahr gestanden. Er hatte damals angegeben, bei einem Streit mit seiner langjährigen Partnerin die Kontrolle verloren zu haben. In der Auseinandersetzung sei es um seine Kinder aus einer früheren Beziehung gegangen. Seine Lebensgefährtin habe ihn zuerst mit einem Messer angegriffen, er habe daraufhin viermal auf sie geschossen. Dann habe er ihren Kopf, die Arme und Beine abgesägt.
Russischen Medienberichten zufolge hatte sich Sokolow nach dem Versenken der Leichenteile das Leben nehmen wollen. Demnach hatte er sich als Napoleon verkleidet von der St. Petersburger Peter-und-Paul-Festung stürzen wollen. Auch bei seiner Festnahme im November 2019 soll er ein Napoleon-Kostüm getragen haben.