
Der Fall Dominik Brunner: Gewaltexzess am Bahnsteig
S-Bahn-Attacke Brunner hätte mit gesundem Herzen überlebt
München - Mit einem gesunden Herzen hätte vermutlich die tödliche Auseinandersetzung mit zwei Jugendlichen am Münchner S-Bahnhof Solln überlebt. Davon ist der Sachverständige Wolfgang Keil überzeugt, der das Obduktionsergebnis am Donnerstag vor dem Landgericht München I präsentierte. Die Tritte, die Brunner in der Auseinandersetzung gegen Kopf und Körper erhalten hatte, seien zwar lebensgefährlich gewesen, wie durch ein Wunder hätten sie aber keine schweren inneren Verletzungen verursacht.
Nach den Untersuchungen gebe es keinen Zweifel, "dass Herr Brunner in Folge eines Herzstillstandes, der sich über ein Herzkammerflimmern entwickelt hat bei einer lange Zeit bestehenden Herzerkrankung, verstorben ist", sagte der Gutachter. Der Herzstillstand sei aber nur durch den Kampf ausgelöst worden.
Dabei habe sowohl die körperliche Komponente als auch die psychische Stresssituation eine Rolle gespielt. Brunners Herz sei krankhaft vergrößert gewesen.
Sohlenabdrücke an den Schläfen
An einer Schläfe Brunners waren die Sohlenabdrücke beider Beschuldigten gefunden worden. Das berichtete eine Expertin für Form- und Werkzeugspuren. Die Fotos von der Obduktion seien mit den Abdrücken der Schuhe beider Tatverdächtiger verglichen und die Muster der Sohlen an einer Schläfe Brunners gefunden worden. Das Opfer dürfte demnach von beiden Angeklagten ins Gesicht getreten worden sein.
Die beiden 18 und 19 Jahre alten Schläger müssen sich wegen Mordes verantworten. Einer hatte angegeben, Brunner nur geschlagen und nicht gegen den Kopf getreten zu haben.
Beide Angeklagte waren zur Tatzeit aus der Sicht eines Rechtsmediziners voll schuldfähig. Der Ältere habe zwar einen Alkoholspiegel von maximal 2,09 Promille bei dem Gewaltexzess am Sollner Bahnhof gehabt. Er sei aber wie der vollkommen nüchterne Jüngere "situativ voll orientiert" gewesen. Beide seien "ganz schnell über die Gleise geflüchtet, das ist nicht ganz einfach". Bei ihrer Festnahme nach etwa einer Stunde zeigten sie keine Ausfallerscheinungen.