Polizeieinsatz in San Bernardino: Wie kamen die Schützen an ihre Waffen?
Foto: MIKE BLAKE/ REUTERSDas mutmaßliche Todesschützen-Paar von San Bernardino hat offenbar mindestens eine Waffe legal besessen. Eine der eingesetzten Waffen sei rechtmäßig erworben worden, berichten Nachrichtenagenturen und der US-Sender CNN unter Berufung auf die für Waffen und Sprengstoff zuständige Bundesbehörde ATF.
Am Mittwochvormittag hatten die mutmaßlichen Täter bei einer Weihnachtsfeier in einer Sozialeinrichtung das Feuer eröffnet. Bei dem Angriff in einem Zentrum für körperlich beeinträchtigte Menschen tötete das offenbar verheiratete Paar 14 Menschen, mindestens 17 weitere wurden verletzt. Die beiden 27 und 28 Jahre alten Hauptverdächtigen kamen vier Stunden später bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben.
Der Fall könnte die Debatte über das in der Kritik stehende US-Waffenrecht neu entfachen. US-Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton und Präsident Barack Obama hatten bereits eine Verschärfung der Regeln gefordert, die bislang von den Republikanern blockiert wird. US-Demokraten kündigten Gesetzesinitiativen zur Eindämmung von solchen tödlichen Angriffen an.
Jedes Mal, wenn sie Nachrichten einer solchen Gewalttat sehe, fühle sie es in ihrer Magengrube, teilte Dianne Feinstein mit, demokratische Senatorin im Staat Kalifornien. Waffengewalt habe sich zum "Krebsgeschwür der Nation" entwickelt, sagte der Senator Harry Reid laut der "Los Angeles Times".
Ted Cruz, Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, thematisierte den Angriff im derzeitigen Wahlkampf auf einer Konferenz: Er sprach davon, dass sich die USA nachweislich in einer "Zeit des Krieges" befänden. Obama scheitere daran, das Land vor solchen Gefahren zu schützen. Die Vereinigten Staaten bräuchten nun einen "Präsidenten für Kriegszeiten".
Die genauen Hintergründe der Tat in San Bernardino sind noch unklar. Der Hauptverdächtige Syed F. soll seit fünf Jahren für die lokale Gesundheitsbehörde gearbeitet haben, die das Fest im Konferenzzentrum organisiert hatte. Seine 27 Jahre alte Partnerin soll Medienberichten zufolge aus Pakistan stammen und erst in jüngerer Vergangenheit aus Saudi-Arabien in die USA gekommen sein, gemeinsam hatten sie offenbar ein sechs Monate altes Kind.
Das Paar soll sich zuvor über das Internet kennengelernt haben. Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, hatte sich der 28-jährige Syed F. auf mindestens zwei Dating-Plattformen registriert. Eine davon wirbt demnach für Vermittlungen in Indien, die andere wird vom Betreiber bezeichnet als "erste und einzige legale Online-Heiratsvermittlung in den Vereinigten Arabischen Emiraten."
In San Bernardino dauerten die Untersuchungen der Polizei am frühen Donnerstagmorgen (spätnachmittags mitteleuropäischer Zeit) noch an. Laut der "Los Angeles Times" untersuchten Ermittler eine Wohnung in der Ortschaft Redlands, den Tatort in San Bernardino sowie die Stelle, an der Polizisten die flüchtigen Hauptverdächtigen stellten.
Konkrete Hinweise auf ein politisches Motiv gibt es bislang nicht, und auch keine Erkenntnisse zu einer radikalen Gesinnung der Täter. "Er erschien mir nie als fanatisch, er erschien mir nie als verdächtig", sagte eine frühere Arbeitskollegin von Syed F. der "Los Angeles Times". Farhan Khan, der Schwager des Hauptverdächtigen, sagte auf einer Pressekonferenz im kalifornischen Anaheim: "Ich habe keine Ahnung, warum er so etwas tun sollte." (Lesen Sie hier mehr über die bislang bekannten Hintergründe und den Ablauf der Tat.)
Im Video: Großeinsatz in San Bernardino
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Polizisten im Einsatz in San Bernardino: Bei einem Schusswechsel sind die beiden Hauptverdächtigen, ein junges Paar, vier Stunden nach der Schießerei erschossen worden.
Die Sicherheitskräfte riegelten die Stadt nach der Schießerei faktisch ab. Die Polizei rief die Bewohner auf, in ihren Häusern zu bleiben, Straßen wurden für den Verkehr gesperrt.
Sie haben den Überfall überlebt: Die Behörden brachten die unverletzten Teilnehmer der Feier mit Bussen von der Sozialeinrichtung in ein Gemeindezentrum.
Das "Inland Regional Center" in der kalifornischen Stadt San Bernardino: Die Bewaffneten stürmten offenbar gezielt in das Konferenzzentrum der Einrichtung und eröffneten dort das Feuer.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Über die Motive der Schützen ist bisher nichts bekannt, ihr Angriff soll wenige Minuten gedauert haben.
Nach der Attacke flüchteten die Schützen - die Polizei fahndete mit Dutzenden Beamten nach ihnen.
Zahlreiche Menschen wurden bei der Tat verletzt, die Polizei spricht von mindestens 21. Einsatzkräfte versorgten sie noch am Tatort, von dort wurden die Verwundeten ins Krankenhaus gebracht.
Helikopter der Fernsehsender filmten die Szenerie aus der Luft. Die Hintergründe der Tat sind bisher weitgehend unklar - dem Überfall soll aber ein Streit vorausgegangen sein.
Zwei Frauen spenden sich gegenseitig Trost. Sie stehen vor einem Gemeindezentrum, in dem sich Betroffene und Angehörige versammelten.
Polizeichef Burguan gab kurz nach der Attacke eine erste Pressekonferenz. Demnach waren die Täter schwer bewaffnet. Die Polizei gehe nicht von einem spontanen Amoklauf aus. "Die Information, die wir haben, ist, dass sie vorbereitet kamen", sagte er über die Täter.
Es müsse "zumindest von einer einheimischen terroristischen Situation" gesprochen werden, sagte Burguan. Die Täter seien in einem schwarzen SUV geflohen. Der...
...wurde wenig später von den Beamten gestellt. Dabei habe es einen Schusswechsel gegeben, bei dem ein Beamter verletzt und das flüchtige Paar erschossen worden sei, sagte Burguan.
Burguan hatte die Anwohner aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben. Dutzende Polizisten durchkämmten die Einfamilienhaussiedlung mit gezogenen Waffen.
Einsatzkräfte in der Nähe des Tatorts: In den Vereinigten Staaten kommt es immer wieder zu tödlichen Schießereien. Kritiker machen dafür vor allem die laxen Waffengesetze verantwortlich.