Schlägerei in Rostock Tödlicher Vatertagszoff um den schöneren Wagen

S-Bahnhof Rostock-Warnemünde: Ort der tödlichen Schlägerei "reiner Zufall"
Foto: Stefan Sauer/ dpaRostock - Es sollte ein geselliger Tag mit Kumpels werden und kostete einen Mann das Leben: Für zwei Männergruppen endete ihr Ausflug an Christi Himmelfahrt am S-Bahnhof Rostock-Warnemünde in einer schweren Schlägerei, bei der ein 44-Jähriger zu Tode geprügelt wurde. Nun gibt es erste Erkenntnisse über die Ursache. "Es war ein Streit zwischen zwei Herrentagsgruppen", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt in Rostock, Klaus Müller. Dies zeigten Aufzeichnungen der Videokameras an den Bahnsteigen. "Die Schlägerei ist auf dem Video deutlich zu sehen." Im Osten Deutschlands wird der Vatertag seit jeher als "Herrentag" bezeichnet.
Das Filmmaterial zeigt auch, worum es bei dem verhängnisvollen Streit ging: Die Gruppe des Opfers habe einen Bollerwagen gehabt, die andere Gruppe mit den Tatverdächtigen einen Einkaufswagen, berichtet der Oberstaatsanwalt. Die Männer hätten darüber gestritten, wer den schöneren Wagen habe.
Eine Parallele zu anderen Übergriffen an Bahnhöfen, beispielsweise die tödliche Attacke auf Dominik Brunner in München, sieht Müller nicht: "Dass dies auf dem Bahnhof stattfand, war reiner Zufall." Die Gruppen hätten sich auch überall sonst streiten und schlagen können.
Gegen 16.30 Uhr am Donnerstag waren die beiden Männergruppen an dem S-Bahnhof aufeinandergetroffen - und in Streit geraten. Als die Prügelei eigentlich schon vorbei war, soll einer der Männer aus der anderen Gruppe dem 44-Jährigen noch von hinten einen Schlag versetzt haben, so dass dieser zu Boden stürzte, erklärte der Staatsanwalt. Das Opfer, das aus dem benachbarten Kreis Bad Doberan stammt, war von einem Notarzt zunächst wiederbelebt worden, später an den schweren Verletzungen auf dem Weg in eine Klinik aber gestorben.
Vernehmung wegen Trunkenheit erst am Freitag
Die Schläger, die nach bisherigen Erkenntnissen stark alkoholisiert waren, flohen. Noch am Donnerstagabend wurden die ersten Verdächtigen festgenommen: drei Männer im Alter von 23, 24 und 29 Jahren, die sich in einem Laden in Warnemünde versteckt hatten. Die entscheidenden Hinweise kamen laut Polizei von den Aufzeichnungen der Videokameras und von Zeugen. Die Verdächtigen konnten wegen Trunkenheit erst am Freitag vernommen werden.
Am Nachmittag teilte die Staatsanwaltschaft dann mit, dass gegen den 24-Jährigen wegen Verdachts des Totschlags Haftbefehl erlassen wurde. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen ist er dringend verdächtig, dem Opfer den tödlichen Schlag versetzt zu haben. Die beiden anderen Männer kamen auf freien Fuß, zwei weitere Mitglieder der Gruppe, die am Morgen noch als Tatverdächtige gesucht wurden, gelten inzwischen nur noch als Zeugen.
Polizeigewerkschaft fordert mehr Kontrollen
Nach Ansicht des Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, sind Gewalttaten wie die in Rostock-Warnemünde oft auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen. Viele Jugendliche und Heranwachsende könnten offenbar mit Alkohol nicht mehr umgehen, sagte er am Freitag. Das führe immer wieder zu Gewaltexzessen, bei denen die Täter selbst von einem am Boden liegenden Opfer nicht abließen.
In den vergangenen Wochen hatten immer wieder brutale Attacken in U- und S-Bahnhöfen - vor allem in Berlin - für Aufsehen gesorgt.
Witthaut bekräftigte die Forderung nach mehr Polizisten, um gerade im öffentlichen Raum mehr Präsenz zu zeigen - aber auch die Betreibergesellschaften seien in der Pflicht. "Der Kontrolldruck muss erhöht werden und das kann nicht die alleinige Aufgabe der Polizei sein", sagte er. Viel mehr müssten auch betriebseigene Sicherheitsdienste eingesetzt werden.
Die bereits an vielen Bahnhöfen eingesetzte Videoüberwachung der Bahnsteige sei zwar bei den Ermittlungen nach einer Straftat oft hilfreich, präventiv wirke sie jedoch kaum. "Für uns wäre es natürlich von Vorteil, wenn die Aufnahmen überwacht würden und wir so viel schneller eingreifen könnten", sagte er.