Spektakulärer Kriminalfall In Edinburgh stand ein »Toter« vor Gericht

Die Geschichte hat das Zeug fürs Kino. Mit internationalem Haftbefehl gesucht, täuschte Nicholas Rossi seinen Tod vor und flüchtete aus den USA nach Schottland. Dort hat ein Gericht nun seine wahre Identität festgestellt.
Rossi kam im Rollstuhl zum Gericht

Rossi kam im Rollstuhl zum Gericht

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Andrew Milligan / AP

Nicholas Rossi hat viele Namen. Nicholas Alahverdian, Nick Alan, Arthur Brown - um nur die wichtigsten zu nennen. Neun verschiedene führt der englische Wikipedia-Artikel des ehemaligen Lokalpolitikers aus Rhode Island. Bekannt geworden ist Rossi aber dadurch, dass er 2020 seinen eigenen Tod vortäuschte. Zuvor waren Ermittlungen gegen ihn wegen Vergewaltigung eingeleitet worden.

Im vergangenen Jahr wurde Rossi in einem schottischen Krankenhaus auf Basis eines internationalen Haftbefehls festgenommen. Er behauptete, Opfer einer Verwechslung geworden zu sein und eigentlich Arthur Knight zu heißen. Ein Gericht in Edinburgh ließ Tätowierungen sowie Fingerabdrücke vergleichen und ist laut der BBC  nun zum Schluss gekommen: Es handelt sich um Nicholas Rossi.

Die Entscheidung folgte auf einen wirren Prozess. Laut BBC entließ Rossi mindestens sechs Anwälte und behauptete, im Gefängnis gefoltert worden zu sein. Die Tattoos habe man ihm verpasst, um ihm etwas anzuhängen. Auch die Fingerabdrücke seien manipuliert worden. Wie der Sender berichtet, hat Rossi während seiner Aussagen mehrmals seinen Akzent geändert.

Der stellvertretende Staatsanwalt wies die Behauptungen als »völlig abwegig« und »bizarr« zurück. Auch die Frau des Beschuldigten sagte vor Gericht aus. Ihr Mann habe keinerlei Hinweise darauf gegeben, Nicholas Rossi zu sein, sagte sie. Laut Heiratsurkunde hatte sie einen Nicholas Brown geheiratet.

Erst den Tod vorgetäuscht, dann nach Schottland geflohen

Angefangen hatte das große Täuschen und Tricksen, als die US-Behörden Ermittlungen gegen Rossi aufnahmen, weil er eine 21-Jährige vergewaltigt haben soll. Ende 2019 erklärte Rossi, damals als Lokalpolitiker Nicholas Alahverdian, dass er schwer an Krebs erkrankt sei und nur noch wenige Wochen zu leben habe. Im Februar 2020 soll Alahverdian dann verstorben sein.

Inzwischen wurden zwei weitere Vorwürfe gegen ihn erhoben, die USA haben Auslieferungsanträge gestellt.

Einmal wurde Rossi bereits wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt, wegen eines Vergehens aus dem Jahr 2008. Das damalige Opfer sagte der BBC nun, sie hoffe, dass Rossi wegen der anderen Vergehen vor Gericht gestellt werde. »Er versucht, alle zum Narren zu halten. Ich bin froh, dass es so viele Leute durchschauen«, sagte sie dem Sender.

hba
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