Vermeintliche Isolation seit 30 Jahren Mutter soll ihren Sohn doch nicht eingesperrt haben

Jahrzehntelang habe sie ihren Sohn eingesperrt und misshandelt – diesen Vorwurf erhoben schwedische Ermittler gegen eine Seniorin. Nun stellt sich heraus: Beweisen lässt sich all das nicht.
Polizisten in Haninge (Archivbild): Keine Beweise gegen die Mutter

Polizisten in Haninge (Archivbild): Keine Beweise gegen die Mutter

Foto: JONATHAN NACKSTRAND / AFP

Der Verdacht gegen eine Frau in Schweden, ihren Sohn 28 Jahre lang isoliert und misshandelt zu haben, hat sich nicht erhärtet. Staatsanwältin Emma Olsson sagte in Interviews mit schwedischen Medien, man habe keine Beweise dafür gefunden, dass der Mann gegen seinen Willen in der Wohnung festgehalten wurde.

Eine medizinische Untersuchung habe hingegen ergeben, dass seine Wunden krankheitsbedingt und keine Folge von Misshandlungen seien. »Wir haben keinerlei Anhaltspunkte gefunden, dass der Mann eingesperrt oder gefesselt oder anderweitig physisch daran gehindert wurde, die Wohnung zu verlassen«, sagte Olsson. Sie erwarte, dass die Ermittlungen eingestellt werden.

Ein Fall für die Sozialbehörden, nicht für die Justiz

Der 41-jährige Mann war am Sonntag von seiner Schwester gefunden worden. Er lebte offenbar unterernährt und nahezu zahnlos in einer verdreckten Wohnung im Stockholmer Vorort Haninge, wie die schwedischen Zeitungen »Expressen« und »Aftonbladet« berichteten. Er habe entzündete Wunden an den Beinen gehabt und kaum laufen und sprechen können.

Die Schwester sagte mehreren Medien, sie habe ihren Bruder seit mehr als 20 Jahren nicht gesehen. Die Mutter habe ihn von der Außenwelt isoliert, seit er zwölf Jahre alt war. Daraufhin war die etwa 70 Jahre alte Frau wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und Körperverletzung festgenommen worden. Sie bestritt die Vorwürfe.

Staatsanwältin Olsson sagte nun, der Fall stehe in Verbindung mit einer Form von psychischer Erkrankung, die dazu führte, dass die beiden isoliert gelebt haben. Es sei eher ein Fall für die Gesundheits- und Sozialbehörden als für die Justiz.

mxw/dpa/AFP
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