Verdacht auf Freiheitsberaubung in Schweden Mutter soll Sohn fast 30 Jahre lang eingesperrt haben

Polizist am Tatort in Haninge: »Es war, als würde man in einen Albtraum geraten«
Foto: Claudio Bresciani / EPA-EFE / ShutterstockDie schwedische Polizei hat eine 70-Jährige festgenommen, die ihren Sohn jahrzehntelang eingesperrt haben soll. Eine Verwandte habe den heute 41-jährigen Mann in der völlig verwahrlosten Wohnung gefunden und den Rettungsdienst verständigt, berichteten schwedische Medien. Er sei von der Außenwelt abgeschnitten gewesen, seit er zwölf Jahre alt gewesen sei. Die Mutter habe ihn damals, als er in der siebten Klasse war, von der Schule genommen und sozial isoliert.
»Es war, als würde man in einen Albtraum geraten«, sagte die Verwandte, die den Mann nun fand, dem Sender SVT . Sie habe lange den Verdacht gehabt, dass die Frau ihren Sohn eingesperrt habe, sagte sie der Zeitung »Expressen «. Als sie gehört habe, dass die Mutter im Krankenhaus sei, sei sie am Sonntagabend zu der Wohnung gegangen. Die Wohnung sei dunkel und völlig zugemüllt gewesen.
Der Mann habe in einer Ecke auf dem Boden gesessen. Er habe kaum sprechen können. Er habe trotz seines Alters nur wenige Zähne und Wunden an den Beinen. Der Mann wurde wegen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte hätten schließlich die Polizei alarmiert. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass der Mann in der Wohnung im Stockholmer Vorort Haninge »eine sehr lange Zeit eingesperrt« gewesen sei.
Frau bestreitet die Vorwürfe
Wie SVT unter Berufung auf die Verwandte berichtete, könnte hinter der mutmaßlichen Freiheitsberaubung der Verlust eines anderen Kindes stehen. Die Mutter habe sich nach dem Tod des ersten Kindes schlecht gefühlt. Als ein anderer Sohn zur Welt kam, habe dieser den gleichen Namen wie der verstorbene erhalten. »Sie war übervorsichtig und wollte nur ihren verstorbenen Sohn zurück«, wird sie von dem Sender zitiert. Die Sozialdienste seien nicht eingeschritten. Offizielle Bestätigungen für diese Angaben gibt es bislang nicht.
Die Polizei ermittelt jedoch wegen Freiheitsberaubung und schwerer Körperverletzung gegen die Mutter, die die Vorwürfe bestreitet. Sie soll nun im Beisein eines Anwalts verhört werden.
»Wir werden die Lebensumstände und die Situation des Mannes ermitteln und eine große Anzahl von Zeugenbefragungen durchführen«, sagte Staatsanwältin Emma Olsson laut einer Mitteilung . Die Wohnung werde genau untersucht. Der Mann befinde sich immer noch im Krankenhaus, sagte die Anklagevertreterin, ohne jedoch darauf einzugehen, um welche Art von Verletzungen es sich handelt. Im Verlauf des Tages will die Polizei ihn anhören.
Bis Donnerstag um 12 Uhr soll über die Untersuchungshaft der Frau entschieden werden.