Schweden Sprengstoff entdeckt - Atomkraftwerk abgesperrt

Aufregung in Schweden: Im Atomkraftwerk Oskarshamn an der Ostseeküste ist Alarm ausgelöst worden. Ein Handwerker trug laut Zeitungsberichten eine Tüte bei sich, an der hochexplosives Material haftete. Der Meiler wurde teilweise geräumt.

Stockholm - Ein Sprecher des Kraftwerks in der schwedischen Provinz Kalmar län sagte im Rundfunk, Werkschützer hätten während einer Stichproben-Kontrolle bei einem Handwerker "relativ kleine Mengen eines hochexplosiven Stoffes" gefunden.

Nach Informationen des Internetportals "SvD.se" wurden auf einer Tüte, die der Schweißer bei sich trug, Anhaftungen des Sprengstoffs Acetonperoxid (TATP) entdeckt. Dem Schwedischen Staatsfunk sagte der Pressesprecher des Meilers, die Substanz habe sich am Henkel der Tüte befunden. Die Sprengstoffspuren könnten grundsätzlich aber auch vom Schießen bei einer Jagd herrühren. Der Handwerker kann sich laut "SvD" nicht erklären, wie sie darauf gelangt seien.

Dennoch hat Polizei hat den Handwerker und einen seiner Kollegen wegen Vorbereitung eines Sabotageaktes festgenommen. Die Männer hatten sich mehrere Tage unbeaufsichtigt auf dem Werksgelände bewegen können, wie ein Werkssprecher sagte.

Teile des Gebäudes waren am Morgen in einem Umkreis von etwa 300 Metern abgeriegelt worden. Man befragte den Verdächtigen, der nicht ständig in dem Kraftwerk arbeitet.

Die Produktion der drei vom deutschen E.ON-Konzern und dem finnischen Unternehmen Fortum betriebenen Siedewasserreaktoren sei durch den Vorfall nicht beeinträchtigt, hieß es.

Die Anlage befindet sich rund 30 Kilometer nördlich von Oskarshamn direkt am Kalmarsund an der Ostseeküste und produziert mit drei Reaktoren etwa 10 Prozent des Stroms für Schweden.

Acetonperoxid ist ähnlich gefährlich wie Nitroglycerin und reagiert empfindlich auf Wärme, Reibung und Stöße. TATP lässt sich mit Schwefelsäure oder Aceton auch von Laien herstellen. Das Gemisch kann bei leichten Stößen explodieren, aber Terroristen lieben es: TATP wird "die Mutter Satans" genannt.

Die Angst vor der Kernschmelze

Das Kraftwerk Oskarshamn hatte bereits vor zwei Jahren für Schlagzeilen gesorgt: nachdem sich im AKW Forsmark am 25. Juli 2006 ein Störfall ereignet hatte, mussten auch zwei baugleiche Blöcke in Oskarshamn vorläufig abgeschaltet werden.

Im Block Forsmark-1 war es damals zu einem Kurzschluss gekommen, der den Reaktor vom Stromnetz abschnitt. Dann versagte die Notstromversorgung. Nur weil zwei Dieselaggregate ansprangen, konnte ein Teil der Notkühlung wieder in Betrieb genommen werden.

Näher käme man an eine Kernschmelze nicht heran, sagte Kernkraftexperte Lars-Olov Höglund seinerzeit dem "Svenska Dagbladet". Ein Sprecher der Betreiberfirma des AKW Oskarshamn erklärte damals, ein ähnlicher Vorfall wie in Forsmark könne nicht ausgeschlossen werden.

ala/jdl/dpa/Reuters

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