Schauspieler Sean Penn (Archiv): "Es gibt diesen Mythos"
Foto: Thomas Niedermueller/ Getty ImagesSchauspieler Sean Penn widerspricht der mexikanischen Regierung. Der 55-Jährige wehrt sich gegen die Darstellung, er habe zur Festnahme des mexikanischen Drogenbosses Joaquín "El Chapo" Guzmán beigetragen.
"Es gibt diesen Mythos über das Treffen von mir und meinen Kollegen mit 'El Chapo', dass es - wie es die mexikanische Generalstaatsanwältin ausgedrückt hat - wesentlich zur Festnahme beigetragen hat", sagte Penn in einem Interview des Fernsehsenders CBS, von dem vorab ein Auszug veröffentlich wurde.
Guzmán, Chef des Sinaloa-Kartells, war im Juli auf spektakuläre Weise durch einen Tunnel mit elektrischem Licht, Luftzufuhr und Schienen aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Mexiko geflohen. Penn und die Schauspielerin Kate del Castillo interviewten ihn im Oktober für das Magazin "Rolling Stone", als er noch auf der Flucht war.
"El Chapo" wurde vor einer Woche im Westen Mexikos festgenommen. Generalstaatsanwältin Arely Gómez betonte anschließend, man sei ihm auf die Spur gekommen, nachdem er Schauspielerinnen und Produzenten kontaktiert hatte, um einen Film über sein Leben drehen zu lassen.
Penn sagte dazu: "Wir haben uns viele Wochen vorher mit ihm getroffen. Am 2. Oktober." Der Ort sei nicht mal in der Nähe des Ortes gewesen, an dem die Festnahme erfolgte.
"Wir wissen, dass die mexikanische Regierung offensichtlich sehr von der Vorstellung gedemütigt war, dass ihn jemand gefunden hat, bevor sie es taten", sagte Penn. Doch niemand habe ihn gefunden, bevor sie es taten. "Wir sind nicht schlauer als die US-Antidrogenbehörde DEA oder der mexikanische Geheimdienst. Wir hatten einen Kontakt, über den wir eine Einladung bekommen haben."
Allerdings war es wohl so, dass die Ermittler kurzzeitig die Spur von "El Chapo" verloren hatten und sie durch die Kommunikation im Vorfeld des Treffens wieder aufnehmen konnten.
Penn betrachtet Interview als misslungen
Für das Interview wurde Penn heftig kritisiert. Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte, es sei unerträglich, wie Guzmán mit seinen Verbrechen geprahlt habe. Das "sogenannte Interview" werfe einige "interessante Fragen" an Penn und andere Beteiligte auf.
Kritik kam auch von dem republikanischen Präsidentschaftsbewerber Marco Rubio. Ein Schauspieler, der den Vereinigten Staaten seine Karriere verdanke, habe natürlich das "verfassungsmäßige Recht, sich bei einem Verbrecher und Drogenhändler einzuschleimen", sagte der Senator. "Ich finde das aber grotesk."
Penn bezeichnete seine Mission nun als gescheitert. Er habe mit dem Guzmán-Interview eine Diskussion über Rolle der US-Regierung im Anti-Drogenkampf anstoßen. Es sei bedauerlich, dass dies nicht gelungen sei.
Video zu "El Chapos" Festnahme: Die Stürmung des Verstecks
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Für den berüchtigten Drogenboss "El Chapo" war sie offenbar die "Sharon Stone Mexikos": Schauspielerin Kate del Castillo.
Del Castillo spielte für das Interview von Sean Penn mit Drogenboss Joaquín Guzmán eine zentrale Rolle. Die Schauspielerin vermittelte den Kontakt, wie Penn im "Rolling Stone" schrieb. Del Castillo und Guzmán schrieben sich zahlreiche Nachrichten, eine mexikanische Zeitung veröffentlichte sie nun.
Castillo - hier im vergangenen August auf einer Filmpremiere - spielte einst eine Drogenhändlerin. Sie hat sich bislang nicht zu den Vorfällen geäußert. Auf Twitter schrieb sie in der Nacht zu Donnerstag, sie freue sich darauf, bald ihre Sicht der Dinge darzulegen.
Guzmán war am vergangenen Freitag festgenommen worden, sechs Monate nach seiner Tunnelflucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis.
Hollywoodstar Penn steht wegen seines Treffens mit "El Chapo" in der Kritik. Er habe einem Schwerkriminellen ein Forum geboten, lautet der Vorwurf.
Das Treffen und Guzmáns Festnahme sind das bestimmende Thema in mexikanischen Medien.
In der TV-Serie "Die Königin des Südens" spielte del Castillo eine Drogenbaronin. Hier ist die Schauspielerin mit ihren Serienkollegen Iván Sánchez (l.) und Rafael Amaya zu sehen.
Guzmán soll nun an die USA ausgeliefert werden, damit er dort vor Gericht gestellt werden kann. Ihm werden unter anderem Mord, Drogenhandel, Bildung einer kriminellen Vereinigung und Geldwäsche vorgeworfen.
Diese Aufnahme stammt aus der Helmkamera eines Soldaten: Die mexikanische Regierung hat ein Video freigegeben, das am 8. Januar den Zugriff auf das Versteck des Drogenbosses "El Chapo" Guzmán zeigt.
Am 11. Januar ließen die Sicherheitskräfte zudem Journalisten in das Haus in der Stadt Los Mochis, wo der Zugriff stattfand.
Einschusslöcher in der Wand: Die Spuren des Einsatzes sind noch deutlich zu sehen.
Die Soldaten stießen auf starken Widerstand. Mehrere Bandenmitglieder wurden bei dem Einsatz getötet.
Die Soldaten nahmen in dem Haus auch mehrere Verdächtige fest. "El Chapo" war zunächst nicht darunter. Der Drogenboss...
...war durch eine versteckte Tür entkommen und...
...durch einen Tunnel in das Abwassersystem unter der Stadt geflohen.
Eine Journalistin im Tunnel, durch den der Drogenboss aus dem Haus entkam. Sicherheitskräfte stellten Guzmán kurz darauf auf einer Ausfallstraße außerhalb der Stadt.
Der Eingang zum Tunnel. Guzmán hat eine Vorliebe für diese Methode. Vor knapp einem halben Jahr war er ebenfalls durch einen Tunnel aus dem Gefängnis Altiplano entkommen.
Die Sicherheitskräfte stellten in dem Haus unter anderem auch DVDs sicher.
Journalisten inspizieren das Haus, in dem "El Chapo" sich versteckte.
Spuren eines dramatischen Einsatzes.
Guzmán hat in Teilen der Bevölkerung großen Rückhalt. Das Feuergefecht zeigt, wie gefährlich "El Chapo" und seine Leute tatsächlich sind.
Das Haus in Los Mochis verfügt laut Ermittlern über vier Schlaf- und fünf Badezimmer. Laut Staatsanwaltschaft war aus dem Haus am Vorabend des Zugriffs Essen für 13 Personen bestellt worden.
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