Sexueller Missbrauch
Zeugin bekräftigt Vorwurf gegen Bischöfin Jepsen
Was wusste die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen über sexuelle Übergriffe eines Pastors auf Minderjährige? Nach SPIEGEL-Informationen ist die protestantische Geistliche bereits 1999 informiert worden. Die Schwester eines Opfers untermauert nun diesen Vorwurf.
Laut dieser Erklärung, die dem SPIEGEL und dem "Hamburger Abendblatt" vorliegt, besuchte die Zeugin vom 7. bis 9. Oktober 1999 die Tagung "Bei aller Liebe - Gewalt im Geschlechterverhältnis" in Lübeck. Jepsen trat bei der Veranstaltung als Schirmfrau auf. Die Schwester des Opfers, die heute als Diplom-Sozialpädagogin in einem Frauenhaus arbeitet, nahm daran aus beruflichen Gründen teil.
Nach ihrer Ansprache habe die Bischöfin den Raum verlassen wollen. "Ich saß direkt am Gang, stand auf und ging direkt auf sie zu", heißt es in der Versicherung. "Wir guckten uns an, und sie blieb stehen. Ich sagte zu ihr sinngemäß: 'Pastor K. ist derjenige, der in Ahrensburg Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht hat.' Sie sagte bejahende Worte. Dann ging sie an mir vorbei dem Ausgang entgegen."
"Kaum eine Erinnerung"
Auf SPIEGEL-Anfrage ergänzte die Zeugin, die Bischöfin habe Worte wie "Ja, danke, dass ich das weiß, ich kümmere mich darum" benutzt, der genaue Wortlaut sei ihr aber nicht mehr präsent. Jepsen hatte an diesem Mittwoch im "Hamburger Abendblatt" bekräftigt, an eine solche Begegnung "kaum eine Erinnerung" zu haben.
Eine Protokollnotiz von einem Treffen mit dem kirchlichen Personaldezernat, in dem sie sich drei Wochen später explizit nach "intimen Verhältnissen" von Pastor K. "mit jüngeren Frauen" erkundigt hatte, deutete die Bischöfin im "Abendblatt" nun so, dass die Schwester des Opfers lediglich von Frauen, nicht aber ausdrücklich von Minderjährigen als Opfern gesprochen habe - was diese in ihrer eidesstattlichen Versicherung nunmehr anders darstellt.
Laut Jepsen soll auch Emse, die über Missbrauchsvorwürfe informiert war, ihr nur von einem Verhältnis zwischen Pastor K. und einer Frau berichtet haben, ohne zu erwähnen, dass die Frau zu Beginn der Affäre eine minderjährige Schutzbefohlene aus der Jugendarbeit des Pfarrers war.