Wachmann in Auschwitz 93-Jähriger wegen Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen angeklagt

In Detmold ist ein 93-Jähriger wegen Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen angeklagt. Der frühere SS-Mann soll im Konzentrationslager Auschwitz als Wachmann gearbeitet haben.
Tor im KZ Auschwitz (Archiv): Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen

Tor im KZ Auschwitz (Archiv): Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen

Foto: Czarek Sokolowski/ AP/dpa

Detmold - Von 1942 bis 1944 soll ein 93-Jähriger aus Lippe im Konzentrationslager Auschwitz als Wachmann gearbeitet haben. Jetzt wurde der Mann aus Nordrhein-Westfalen wegen Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen angeklagt.

Der ehemalige SS-Mann habe mit seiner Arbeit die tausendfachen Tötungen der Lagerinsassen fördern oder zumindest erleichtern wollen, heißt es in der Anklageschrift der Dortmunder Staatsanwaltschaft, aus der jetzt Details bekannt wurden.

Die Anklage geht demnach davon aus, dass dem früheren Wachmann sämtliche Tötungsmethoden bekannt waren. Ihm sei bewusst gewesen, dass das System mit so vielen Toten nur funktionieren konnte, wenn die Opfer durch Gehilfen wie ihn bewacht wurden.

Laut Erkenntnissen der NRW-Zentralstelle für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen war der Angeklagte im Januar 1942 in das Konzentrationslager Auschwitz versetzt worden. Als Angehöriger des SS-Totenkopfsturmbanns Auschwitz soll er unter anderem die ankommenden Transporte und die sogenannte Selektion bewacht haben, auch für Auschwitz-Birkenau.

Der Angeklagte habe eingeräumt, in Auschwitz eingesetzt worden zu sein. Er bestreite aber, an den Tötungen beteiligt gewesen zu sein. Jetzt muss das Landgericht Detmold entscheiden, ob sich der Hochbetagte in einem Prozess verantworten muss.

In Lüneburg steht von April an ein ehemaliger Freiwilliger der Waffen-SS vor Gericht. Der ebenfalls 93-Jährige ist der Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen angeklagt.

ala/dpa
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