Fall Trayvon Martin Staatsanwältin entscheidet alleine über Anklage

Die Anklage im Fall des getöteten Teenagers Trayvon Martin wird nicht mit einer Grand Jury aus Geschworenen abgestimmt. Der Beschluss der Staatsanwaltschaft deutet darauf hin, dass der Schütze George Zimmerman in erster Instanz womöglich nicht wegen Mordes vor Gericht stehen wird.

Orlando - Im Fall des getöteten, amerikanischen Jugendlichen Trayvon Martin entscheidet Sonderstaatsanwältin Angela Corey offenbar alleine über eine Anklage des Schützen George Zimmerman. Wie der Nachrichtensender CNN am Montag berichtete, lehnte es Corey ab, eine sogenannte Grand Jury im Bundesstaat Florida über die Anklageerhebung befinden zu lassen. Die Geschworenen sollten ursprünglich am Dienstag zusammenkommen.

Mit der Entscheidung nimmt die Staatsanwältin die Unwägbarkeiten aus dem Spiel, die die Versammlung aus Geschworenen mit sich bringt. Sie könne dann die Anklage so gestalten, wie sie es anhand der Beweislage für sinnvoll halte, sagte der Strafrechtler David Hill aus Orlando zu der Nachrichtenagentur AP. Die Entscheidung ist aber auch ein Hinweis darauf, dass Zimmerman in erster Instanz nicht wegen Mordes angeklagt wird: In Florida ist nur bei Mordfällen ein Geschworenengericht obligatorisch.

Der 17-jährige Trayvon Martin war Ende Februar in der Stadt Sanford nahe Orlando in Florida von Zimmerman erschossen worden. Die genauen Umstände sind unklar: Zimmerman wählte den Notruf und meldete den Jugendlichen als verdächtig. Anschließend nahm das Mitglied einer Bürgerwehr auf eigene Faust die Verfolgung auf.

Zimmerman gibt an, er sei anschließend von Martin attackiert worden und habe ihn in Notwehr erschossen. Der Teenager, der sich nach einem Einkauf auf dem Weg nach Hause befand, war jedoch unbewaffnet. Zuletzt hatten auch Videosequenzen Zweifel an Zimmermans Darstellung geweckt: Sie zeigen ihn ohne sichtbare Verletzungen.

Der Fall hatte in den USA eine heftige Debatte über Rassismus im Justizsystem und laxe Waffengesetze ausgelöst. Zehntausende Menschen forderten bei Demonstrationen die Festnahme Zimmermans, der sich weiter auf freiem Fuß befindet.

Wann die Sonderstaatsanwältin eine Entscheidung über eine Anklage fällen könnte, war zunächst unklar. "Zu diesem Zeitpunkt werden die Ermittlungen fortgesetzt, und es wird keinen weiteren Kommentar geben", zitierte CNN aus einer Erklärung von Coreys Büro.

usp/AFP/AP
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