Neue Studie Mafia setzt 100 Milliarden Euro in Europa um

Einer neuen Studie zufolge setzen verschiedene Mafia-Gruppen in Europa jährlich mehr als 100 Milliarden Euro um. Auch in Deutschland sind die Clans aktiv. Ein Teil der Gewinne fließt in die legale Wirtschaft.

Brüssel - Es ist der Versuch, die Geschäfte der verschiedenen Mafia-Gruppierungen in Europa in Zahlen zu fassen: Professor Michele Riccardi und seine Kollegen vom Istitut "Transcrime" an der Katholischen Universität Mailand haben in Brüssel eine Studie vorgestellt, für die sie über die Investitionen des organisierten Verbrechens in Europa geforscht haben.

Die gesamten Umsätze aus europaweiten kriminellen Geschäften werden demzufolge auf etwa 100 Milliarden Euro geschätzt. "Allein der Markt für gefälschte Artikel umfasst etwa 42 Milliarden Euro", sagte Michele Riccardi. Hinzu kämen unter anderem 8,5 Milliarden Euro aus dem Heroinhandel, 6,8 Milliarden Euro aus dem Handel mit Kokain und 6,7 Milliarden Euro aus dem Verkauf von Cannabis.

"Europaweit sehr gut zu belegen ist der Einfluss auf die Gastronomie, das Baugewerbe, den Lebensmittelhandel und das Transportwesen", sagte Riccardi. Nicht neu ist die Erkenntnis, dass auch Deutschland massiv von den Clans unterwandert ist. Hier fänden sich Hinweise darauf, dass die kalabrische 'Ndrangheta in Restaurants und Catering-Betriebe investiere - ebenso wie die Cosa Nostra, die zusätzlich im Baugewerbe und bei Bekleidungsläden auffällig werde.

Köln, Stuttgart und Duisburg seien durch ihre Grenznähe zu starken Standorten der italienischen Mafia-Gruppen geworden. In Berlin und Umgebung gebe es Hinweise für Investments von russischen Gruppen in Immobilien- und Grundstücksgeschäfte. Diese Gruppen seien in Deutschland auch im Restaurant- und Hotelgewerbe aktiv. Die Sicherheitsbranche sei von Rockergruppen beeinflusst.

Europaweit seien vor allem große städtische Regionen wie Madrid, London, Paris oder Berlin von kriminellen Investments betroffen, so Riccardi. Viele Belege für kriminelle Tätigkeiten fanden sich laut der von der EU-Kommission mitfinanzierten Studie auch für Süditalien und die Lombardei, Andalusien, die Provence und die Adriaküste.

Die Ergebnisse der Studie sollen Politik, Ermittlern und Behörden ermöglichen, die Organisierte Kriminalität besser zu verhindern und zu bekämpfen. Abschließende Ergebnisse werden für Ende November erwartet.

ala/dpa
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