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1. Mai in Deutschland Zehntausende Menschen gehen auf die Straße

In vielen deutschen Städten wurde für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Hunderte Rechte nutzen die Kundgebungen für eigene Proteste - sehen sich jedoch Tausenden Gegendemonstranten gegenüber.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat für Mittwoch zu den traditionellen Kundgebungen zum "Tag der Arbeit" aufgerufen. Knapp vier Wochen vor den Wahlen zum Europäischen Parlament wollen die Gewerkschaften unter dem Motto "Europa. Jetzt aber richtig!" unter anderem für Mindestlöhne in ganz Europa werben.

Die zentrale Kundgebung ist in Leipzig mit DGB-Chef Reiner Hoffmann geplant. Dieser hatte die Bürger zuvor aufgerufen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Zugleich warf er den Parteien Mutlosigkeit im Europawahlkampf vor. Es dürfe nicht sein, dass im Osten längere Arbeitszeiten gelten als im Westen Deutschlands, so Hoffmann. "Der Kampf um die 35-Stunden-Woche muss auch hier im Osten gewonnen werden", sagte Hoffmann auf dem Leipziger Markt. Das aktuelle SPIEGEL-Interview mit dem DGB-Chef finden Sie hier.

Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, wird in Hamburg sprechen, IG-Metall-Chef Jörg Hofmann in Bremen. Traditionell mobilisiert die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Der "Tag der Arbeit" wird seit fast 130 Jahren begangen. In Deutschland gab es am 1. Mai 1890 erstmals Massendemonstrationen.

Linksautonome Gewalt in Hamburg und Berlin befürchtet

In Berlin und Hamburg haben linksradikale Gruppen zu "Revolutionären 1. Mai-Demos" aufgerufen. Die Veranstaltung in der Hansestadt steht unter dem Motto "Gemeinsam gegen Ausbeutung in die revolutionäre Offensive". Dahinter steht der vom Verfassungsschutz als gewaltorientiert eingestufte Rote Aufbau. Angemeldet sind 1000 Teilnehmer.

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Kundgebungen am 1. Mai: Hunderte Rechte, Tausende Gegendemonstranten

Foto: Hendrik Schmidt/ DPA-Zentralbild/ DPA

In Berlin sind am Mai-Feiertag mehrere Demonstrationen und das große Straßenfest "Myfest" im Ortsteil Kreuzberg geplant. Für den Abend haben Linksautonome die sogenannte Revolutionäre 1. Mai-Demonstration angekündigt. Nach der abendlichen Demonstration mit teilweise mehr als 10.000 Teilnehmern hatte es früher regelmäßig Zusammenstöße zwischen Randalierern und der Polizei gegeben. In den vergangenen Jahren ebbten die Gewaltausbrüche von Randalierern aber ab. Am Mai-Feiertag werden in der Hauptstadt knapp 5500 Polizisten im Einsatz sein, darunter auch Beamte aus anderen Bundesländern.

Am Rande der Kundgebungen zum 1. Mai gab es auch in Paris erste Krawalle, an denen auch "Gelbwesten"-Anhänger beteiligt waren. Die Pariser Polizei setzte Tränengas gegen Randalierer ein, laut französischem Innenminister sind mehr als 7000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Mindestens 165 Menschen seien in Paris vorläufig festgenommen worden.

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An bestimmten Orten der Hauptstadt sind Demonstrationen untersagt - dazu zählen die Prachtmeile Champs-Élysées, der Präsidentenpalast und die Gegend rund um die bei einem Brand schwer beschädigte Kathedrale Notre-Dame.

Rechte Kundgebungen in Chemnitz, Erfurt und Dresden

Die SPD warb derweil in ihrem Aufruf zum 1. Mai für "ein Europa der guten Arbeit und sozialen Sicherheit". Gerechte Löhne und gute Arbeitsbedingungen müssten überall in Europa verwirklicht werden. Dazu gehörten Mindestlöhne, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, mehr Rechte für europäische Betriebsräte und ein Sofortprogramm, das jeder und jedem unter 25 Jahren einen Ausbildungsplatz garantiere. Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles wollte am Nachmittag an einer Kundgebung in Recklinghausen teilnehmen.

Mai aus der Kiste: Beatrix von Storch spricht auf einer AfD-Kundgebung in Chemnitz

Mai aus der Kiste: Beatrix von Storch spricht auf einer AfD-Kundgebung in Chemnitz

Foto: Hendrik Schmidt/ DPA-Zentralbild/ DPA

In Chemnitz wollte Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland an der zentralen 1. Mai-Kundgebung der AfD teilnehmen. In Erfurt wollte er außerdem bei einer Kundgebung mit Thüringens AfD-Chef Björn Höcke zugegen sein. Drei Dutzend Menschen blockierten hier sitzend eine Demonstrationsstrecke der Partei. Die Polizei forderte die Teilnehmer mehrfach auf, die Strecke zu räumen, und begann dann, die Menschen wegzutragen. Zuvor waren Polizisten bereits mit Reizgas eingeschritten, als Gegendemonstranten versuchten, in Richtung der AfD-Strecke zu laufen.

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Vor allem in Südostdeutschland sind auch Kundgebungen mehrerer rechter Parteien sowie Gegenproteste geplant. In Plauen gab es eine Kundgebung der rechtsextremen Partei Der Dritte Weg , in Dresden eine Veranstaltung der NPD. Zusammen mit ihrer Jugendorganisation wollte die Partei 300 bis 400 Menschen auf die Straße bringen. Es kamen jedoch deutlich weniger. Die Teilnehmer kamen lediglich etwa 100 Meter weit - dann stießen sie auf eine Blockade von Gegendemonstranten.

Die Polizei prüft nach zwei Redebeiträgen in Dresden den Verdacht der Volksverhetzung. Die Identität der 40 und 45 Jahre alten Redner sei festgestellt worden, teilte die Polizei mit. Die Männer sollen einen Slogan aus einem Wahlwerbespot der NPD verwendet haben, dessen Inhalt Gerichte als volksverhetzend eingestuft hatten.

hei/dpa
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