
Sandor Kepiro: Tod eines mutmaßlichen Kriegsverbrechers
Tod mit 97 Jahren Mutmaßlicher NS-Kriegsverbrecher Kepiro ist tot
Budapest - Einer der einst meistgesuchten mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher, der Ungar Sandor Kepiro, ist tot. Er starb am Samstagmorgen im Alter von 97 Jahren in Budapest, wie seine Familie laut einem Bericht der Nachrichtenagentur MTI mitteilte. Ein Gericht in Budapest hatte Kepiro erst Mitte Juli vom Vorwurf freigesprochen, Kriegsverbrechen begangen zu haben - die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein.
Die Anklagebehörde warf Kepiro vor, im Januar 1942 im damals von Ungarn annektierten Novi Sad die Ermordung von 36 Menschen, hauptsächlich Juden, angeordnet zu haben. Insgesamt waren bei den Massakern im heutigen Serbien mindestens 1200 Zivilisten getötet worden.
Im Prozess hatten Historiker, die als Experten in den Zeugenstand gerufen worden waren, die für die Anklage herangezogenen Dokumente als unvollständig oder schlecht übersetzt eingestuft. Richter Bela Verga hatte in seiner Begründung des Urteils vom 18. Juli gesagt, der Prozess habe "vor allem Besorgnis und Zweifel ans Licht gebracht, aber keine Fakten". Er habe Sandor Kepiro "nicht aus Mangel an kriminellen Handlungen, sondern aus Mangel an Beweisen" freigesprochen. Staatsanwalt Zsolt Falvai hatte den Freispruch als "unbegründet" bezeichnet und Berufung eingelegt.
Der greise Angeklagte hatte den Prozess nur noch mit Mühe verfolgen können. In seiner letzten Stellungnahme vor Gericht beteuerte der gelernte Jurist zum wiederholten Male seine Unschuld.
Im Zusammenhang mit den Massakern von Novi Sad war Kepiro bereits 1944 und 1946 wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen angeklagt, verbüßte aber nie eine Haftstrafe. Kepiro stand einst auf Platz eins einer Liste des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem mit den meistgesuchten mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrechern. Der Prozess gegen ihn galt als einer der möglicherweise letzten gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher aus der Zeit des Nationalsozialismus. Das Verfahren hatte erneut gezeigt, wie schwer die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen mehr als 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist, weil die meisten Zeitzeugen verstorben sind oder verlässliche Dokumente fehlen.