Toter Flüchtling in Dresden Haftbefehl gegen Mitbewohner von Khaled B. erlassen

Der Tod von Khaled B. ist offenbar aufgeklärt: Gegen einen Mitbewohner des Asylbewerbers aus Dresden wurde Haftbefehl erlassen. Er soll gestanden haben, für den Tod des 20-Jährigen verantwortlich zu sein.
Plattenbausiedlung im Stadtteil Lebnitz-Neuostra: Hier war die Leiche von Khaled B. gefunden worden

Plattenbausiedlung im Stadtteil Lebnitz-Neuostra: Hier war die Leiche von Khaled B. gefunden worden

Foto: Steffen Winter

Dresden - Der gewaltsame Tod eines Asylbewerbers in Dresden ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft aufgeklärt. Gegen einen Mitbewohner und Landsmann des 20-Jährigen aus Eritrea sei Haftbefehl wegen Totschlags erlassen worden, sagte Behördensprecher Jan Hille am Donnerstag. Laut Hille handelt es sich um einen 26-Jährigen.

Der Verdächtige legte demnach ein Geständnis ab. DNA-Spuren auf der mutmaßlichen Tatwaffe hatten zu dem Mann geführt. Die Leiche des Flüchtlings war am 13. Januar morgens vor einem Hintereingang einer Plattenbausiedlung im Stadtteil Leubnitz-Neuostra gefunden worden. Dort lebte er zusammen mit sieben anderen Eritreern in einer Wohnung. Laut Staatsanwaltschaft starb Khaled B. durch Messerstiche in Hals und Brust.

Zunächst hatte die Polizei keine Anhaltspunkte für eine Fremdeinwirkung gesehen. Nach der Obduktion wurde die Mordkommission auf 25 Beamte aufgestockt.

Die Ermittler gehen nun davon aus, dass der Fundort der Leiche auch der Tatort war. Demnach war zwischen den beiden Männern vor dem Hintereingang ein Streit über die Haushaltsführung in der Wohngemeinschaft ausgebrochen, der dann eskalierte.

Nach der Tat war bekannt geworden, dass Unbekannte zuvor Hakenkreuze an die Wohnungstür geschmiert hatten. Die Arbeiterwohlfahrt, die die Männer betreute, berichtete zudem von Tritten gegen die Tür. Auch deshalb spekulierten viele, dass Rechtsextreme für den Tod von Khaled B. verantwortlich sein könnten. Mitbewohner des Mannes aus Eritrea, aber auch andere Asylbewerber und -helfer hatten zudem berichtet, dass in Dresden Drohungen gegen Flüchtlinge zugenommen hätten.

Zuletzt hatten sich die Mitbewohner mit einem Brief an Stadt, Politik, Polizei und Bürger gewandt. "Wir brauchen schnelle Hilfe", hieß es in ihrem Schreiben. Täglich habe man mit Anfeindungen, Aggressionen und tätlichen Angriffen zu tun.

Am vergangenen Samstag hatte ein Demonstrationszug in der Dresdner Innenstadt auf den Tod von Khaled B. aufmerksam gemacht. Sachsens CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer sagte am Donnerstag, die "Spontan-Demonstrationen" zeigten, "welche Stereotype und Vorurteile es gegenüber Ostdeutschen gibt".

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version berichteten wir, dass es aus Ermittlerkreisen hieß, bei der Obduktion des Toten seien Spuren von Drogen gefunden worden. Diese Information hat sich inzwischen als falsch herausgestellt. Wir haben den entsprechenden Satz deshalb aus dem Artikel entfernt.

bim/stw/dpa/AFP
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