Videofilmer in Charleston "Ich wusste, dass der Polizist nicht das Richtige getan hat"

Für Walter Scotts Familie ist er ein Held: Feidin Santana hat mit seinem Handy gefilmt, wie ein weißer Polizist den unbewaffneten Schwarzen erschoss. Santana veröffentlichte das Video, um falsche Berichte zu Scotts Tod zu entlarven.
"Gerechtigkeit für Walter Scott": Schild an der Nähe des Ortes, wo der unbewaffnete Schwarze niedergeschossen wurde

"Gerechtigkeit für Walter Scott": Schild an der Nähe des Ortes, wo der unbewaffnete Schwarze niedergeschossen wurde

Foto: Chuck Burton/ AP/dpa

Die Aufnahme hat die Debatte über rassistische Polizeigewalt in den USA neu entfacht - nun hat sich der Mann zu Wort gemeldet, der die tödlichen Schüsse des weißen Polizisten Michael S. auf den Schwarzen Walter Scott filmte.

Bevor er die Aufnahme startete, hätten der Polizist und der 50 Jahre alte Afroamerikaner eine körperliche Auseinandersetzung gehabt, sagte Feidin Santana dem TV-Sender NBC . "Sie waren auf dem Boden. Ich erinnere mich, dass der Polizist die Kontrolle über die Situation hatte." Das Opfer habe nur noch weglaufen wollen und sei keine Bedrohung gewesen. Der Beamte "hat eine falsche Entscheidung getroffen, und man bezahlt für seine Entscheidungen ein Leben lang".

Er sei auf dem Weg zur Arbeit gewesen, sagte Santana. S. habe Scott auf dem Boden festgehalten. Santana begann die Aufnahme nach eigenen Angaben, als er das Geräusch eines Tasers hörte. "Herr Scott versuchte einfach nur, dem Taser zu entkommen", sagte Santana. Scott habe den Elektroschocker nie gegen den Polizisten benutzt.

S. hatte auf den fliehenden und unbewaffneten Scott acht Schüsse abgegeben. Fünf Kugeln trafen Scott, vier davon in den Rücken, berichtete die Lokalzeitung "Post and Courier" unter Berufung auf die Obduktionsergebnisse. Zwei Treffer seien tödlich gewesen.

Walter Scott (l.) mit seinen Brüdern Anthony und Rodney (r.)

Walter Scott (l.) mit seinen Brüdern Anthony und Rodney (r.)

Foto: AP/dpa

Er habe sich angesichts des Videos in Lebensgefahr gefühlt, sagte Santana. Er habe darüber nachgedacht, die Aufnahme zu löschen und die Gegend zu verlassen. "Ich wusste, dass der Polizist nicht das Richtige getan hat."

Santana sagte, er habe sich entschieden, das Video weiterzugeben, nachdem er den Polizeibericht und die Nachrichten zu dem Vorfall gelesen hatte. "Ich sagte: 'Nein, das ist nicht, was geschehen ist.'" Er habe an Scotts Familie gedacht. "Wenn das einem meiner Angehörigen passieren würde, würde ich die Wahrheit wissen wollen."

Santana hatte die Aufnahme Scotts Familie und Ermittlern zur Verfügung gestellt. Der Anwalt der Opferfamilie, L. Chris Stewart, bezeichnete Santana als Held. Der Polizist S. wurde gefeuert und wegen Mordes angeklagt - das Video hatte entscheidenden Anteil daran.

SPIEGEL ONLINE
ulz/dpa/AP
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