Tote an der A45 Mordopfer war Zeugin bei Entführungsprozess

Ihre Leiche wurde an einem Rastplatz in der Nähe von Lüdenscheid entdeckt: Der jungen Frau war aus nächster Nähe in den Kopf geschossen worden. Jetzt stellt sich heraus, dass die 20-Jährige die Belastungszeugin in einem Entführungsprozess war.

Hamburg - Die Leiche der Frau wurde am Sonntag auf einem Autobahnparkplatz an der Autobahn 45 von Urlaubern entdeckt: Es könnte sein, dass ihr Auftritt vor Gericht mit ihrem Tod in Zusammenhang stehe, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hagen am Donnerstag und bestätigte damit entsprechende Medienberichte.

Laut Obduktionsergebnis wurde die 20-Jährige mit einem gezielten Kopfschuss getötet. Erst in der vergangenen Woche hatte die Frau in Marburg Vorwürfe gegen einen Angeklagten in einem Entführungsprozess erhoben. "Ihre Zeugenaussage ist eine von vielen Spuren, denen wir momentan nachgehen", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

In dem Prozess sind drei Männer einer türkischen Familie aus Stadtallendorf angeklagt, einen Mann aus seinem Auto in Dortmund entführt zu haben. Sie sollen ihm mit dem Tod bedroht haben - der Mann hatte offenbar ein uneheliches Kind mit der 17-jährigen Tochter des ältesten Angeklagten .

Die Zeugin saß bei dem bewaffneten Überfall mit im Wagen. Der Bedrohte weigerte sich, díe 17-Jährige zu heiraten. Wenig später soll ihn der angeklagte Vater der Minderjährigen telefonisch zur Zahlung von 20.000 Euro aufgefordert haben. Bei einer Weigerung habe er ihm erneut mit dem Tode gedroht.

Das Verfahren vor dem Amtsgericht Marburg war vergangene Woche ausgesetzt worden, weil weitere Zeugen gesucht wurden. Ein Fortsetzungstermin steht laut Gericht nicht fest.

Der ermittelnde Staatsanwalt Wolfgang Knierim sagte, es müsse geklärt werden, ob die junge Frau vor dem Prozess bedroht wurde. Noch sei auch nicht klar, ob der Fundort der Leiche auf dem Parkplatz an der Sauerlandlinie zugleich der Tatort war.

Fest steht: Die junge Frau besuchte am Samstagabend ihre Mutter und ihre Geschwister in deren Wohnung in Schwerte, als am späten Abend in der Zeit von 22 bis 23 Uhr ihr Handy klingelte, und sie die Wohnung überstürzt verließ.

Wer sie angerufen hat und ob das Gespräch mit der Ermordung der jungen Frau zu tun hat, versucht die Polizei nun zu klären. Die Frau, die sechs Geschwister hat, ist nach Informationen der Staatsanwaltschaft staatenlos, wurde aber in Bochum geboren.

jjc/AP

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