Trauerfeier Dresdner nehmen Abschied von getöteter Ägypterin
Dresden - Vor anderthalb Wochen wurde Marwa al-Sherbini im Dresdner Landgericht erstochen - mit einer Trauerfeier nahmen etwa 1500 Dresdner jetzt Abschied von der 31-Jährigen. Viele Bürger legten auf der Rathaustreppe weiße Rosen "als Zeichen des Respekts vor dem Opfer und für ein friedliches Zusammenleben der Gesellschaft" nieder.
Auch Politiker sowie der ägyptische Botschafter erinnerten an die Apothekerin, die am 1. Juli in einem Gerichtssaal in Dresden vor den Augen ihres dreijährigen Kindes erstochen worden war.
"Lasst die Saat des Extremismus nicht aufgehen", forderte Nabil Yacoub vom Dresdner Ausländerrat. Ägyptens Botschafter Ramsi Ess Eldin Ramsi sagte, die junge Mutter sei ein Opfer von blindem Hass und Fanatismus geworden, die ihre Quelle in der Ignoranz hätten. Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering mahnte politische Konsequenzen an: Rechtsextremisten und Rassisten dürften keine Chance mehr haben, sich in Parteien zu organisieren.
Ein 28-jähriger Deutscher russischer Herkunft hatte Sherbini in der vergangenen Woche während einer Gerichtsverhandlung erstochen und ihren Ehemann mit einem Messer schwer verletzt. Der Angeklagte war in Berufung gegangen, nachdem gegen ihn wegen Beleidigung der Ägypterin als "Islamistin" und "Terroristin" eine Geldstrafe in Höhe von 780 Euro verhängt worden war. Der Mordfall hatte in Ägypten für großes Aufsehen gesorgt und anhaltende Proteste ausgelöst.
Der Dresdner Oberstaatsanwalt Christian Avenarius sagte am Samstag der Nachrichtenagentur AP, die Ermittlungen gegen den Täter liefen auf Hochtouren weiter. Zu Details der Tat wollte er nicht Stellung nehmen und verwies auf die noch ausstehende Anklageerhebung. Bereits unmittelbar nach dem Verbrechen hatte er Ausländerhass als Motiv für die tödliche Messerattacke genannt. "Das war eindeutig eine ausländerfeindliche Tat eines fanatischen Einzeltäters", hatte er erklärt. Gegen den Mann wird wegen Mordes ermittelt.
Laut "Focus" ist der Täter "offensichtlich Rassist". In der Verhandlung wegen Beleidigung habe er erklärt, dass "nichteuropäische Rassen" kein Recht hätten, in Deutschland zu leben. Daraus habe er sein Recht ableiten wollen, die Ägypterin beleidigen zu dürfen. Vor Gericht habe er gesagt: "Ich finde es nicht in Ordnung, dass diese Monster nach dem 11. September nicht rausgeschmissen wurden." Avenarius betonte, der Mann habe sich nach der Bluttat bislang nicht geäußert. Mit einer Anklage sei in wenigen Monaten zu rechnen. Der Prozess werde voraussichtlich am Jahresende oder Anfang 2010 stattfinden.
Der Zentralrat der Muslime appellierte an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), auf die Muslime zuzugehen. Merkel, die auf dem G-8-Gipfel in Italien dem ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak ihr Beileid ausgesprochen hatte, solle sich auch "direkt an die mehr als vier Millionen Muslime hierzulande wenden und den brutalen rassistischen Mord aus islamfeindlichen Motiven verurteilen", sagte Generalsekretär Aiman Mazyek dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". Dies wäre "ein wichtiges und gutes Signal".
Die SPD-Islambeauftragte Lale Akgün sagte, es gebe noch "viele Vorurteile gegen den Islam". Es müsse "sehr viel Aufklärungsarbeit" geleistet und dafür gesorgt werden, dass "der Islam auch als eine Weltreligion in ihrer Gesamtheit wahrgenommen wird".
Eierwürfe auf deutsche Botschaft in Teheran
Vor der deutschen Botschaft in Teheran demonstrierten etwa 150 Demonstranten wegen der tödliche Messerattacke. Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete, warfen die Protestierenden Eier auf das Botschaftsgebäude. Dabei skandierten sie "Tod für Deutschland und für das rassistische Europa". Die Demonstranten malten auch ein Hakenkreuz auf das Eingangstor der Botschaft, in Schmierereien auf dem Gehweg wurde Bundeskanzlerin Merkel als "Nazi" geschmäht.