Theologe in Traunstein vor Gericht Falscher Impfarzt zu fast vier Jahren Haft verurteilt

Angeklagter in Traunstein vor Gericht: »Meine charakterlichen Werte sind die Grundlage meines Handels und Tuns«
Foto: Britta Schultejans / dpaDas Landgericht Traunstein hat einen falschen Impfarzt zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt.
Der Mann wurde unter anderem wegen gewerbsmäßigen Betrugs, Titelmissbrauchs, gefährlicher Körperverletzung in 305 Fällen und vorsätzlicher Körperverletzung in 1144 Fällen schuldig gesprochen. »Er ist ein Hochstapler«, sagte die Vorsitzende Richterin. Sein Leben sei geprägt davon gewesen, »zu täuschen und zu manipulieren«.
Der Mann war im Impfzentrum Rosenheim und im Impfzentrum Karlsfeld im Landkreis Dachau tätig sowie mit mobilen Impfteams etwa in Pflegeeinrichtungen im Einsatz gewesen. Gesundheitliche Schäden erlitt den Ermittlern zufolge niemand. Der Mann soll gut 20.000 Euro in Rechnung gestellt haben, laut Verteidigung bekam er aber am Ende kein Geld.
»Gott sei Dank sind Sie kein Priester geworden«
Aufgeflogen war der Fall auch, weil der falsche Arzt einen echten Arzt impfte. Diesem sei aufgefallen, dass der Mann auch auf einfachste ärztliche Fragen nicht habe antworten können. Daraufhin habe das Impfzentrum Anzeige erstattet. Das hatte eine mit Ermittlungen betraute Polizeibeamtin in der Beweisaufnahme berichtet.
Die Vorsitzende Richterin wurde in ihrer Urteilsbegründung deutlich, nannte den Theologen »menschenverachtend, rücksichtslos, verantwortungslos, empathielos« und fügte hinzu: »Gott sei Dank sind Sie kein Priester geworden.«
Die Anwältin des Angeklagten kritisierte die Art und Weise der Urteilsbegründung und auch, dass Chatverläufe, die mit den angeklagten Taten nichts zu tun hätten, in das Verfahren eingeführt worden seien, um ihren Mandanten in einem besonders negativen Licht darzustellen. Die Verteidigung prüft, ob sie Rechtsmittel gegen das Urteil einlegt.
Mann legte Geständnis ab
Zum Prozessauftakt im Februar hatte der Angeklagte die Vorwürfe der Anklage weitestgehend eingeräumt. Es sei richtig, dass er falsche Doktortitel benutzt, eine Approbationsurkunde gefälscht und somit zu Unrecht Impfstoff verabreicht habe, ließ er über seine Anwälte mitteilen. Er hatte zudem gesagt: »Meine charakterlichen Werte sind die Grundlage meines Handels und Tuns.«
Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre Haft gefordert, die Verteidigung eine Bewährungsstrafe.