Großeinsatz in Trier: Der Tatort erstreckt sich über Hunderte Meter
Foto: Harald Tittel / dpaEin Auto hat in einer Fußgängerzone in Trier mehrere Menschen erfasst. »Es gibt mehrere Tote und eine ganze Reihe Schwer- und Schwerstverletzter«, sagte ein Polizeisprecher. Der Täter habe mit einem SUV offenbar wahllos Passanten an- und umgefahren.
»Das Auto ist von uns in der Christophstraße angehalten worden, im Auto saß ein 51-jähriger Deutscher aus dem Landkreis Trier-Saarburg, der Mann ist festgenommen worden«, sagte der Polizeisprecher. Es bestehe keine Gefahr mehr. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich nach SPIEGEL-Informationen um Bernd W.
Der Beschuldigte habe sich bei seiner Festnahme gewehrt, sagte der Polizeisprecher. Der Mann werde nun vernommen. »Im Moment können wir zur Motivation nichts sagen.«
Der Tatort sei sehr groß, hieß es von der Polizei: Er erstrecke sich über Hunderte Meter. Der »Trierische Volksfreund« zitiert einen Augenzeugen, der von einem Geländewagen sprach, der in die Fußgängerzone nahe der berühmten Porta Nigra gerast sei. Mehrere Personen berichteten, dass Opfer des Vorfalls durch die Luft geflogen seien.
Oberbürgermeister Wolfram Leibe
Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) zeigte sich erschüttert. Alle Rettungskräfte der Stadt seien damit beschäftigt, Verletzte und Schwerstverletzte zu versorgen. »Ich bin durch die Innenstadt gelaufen, und es war einfach nur schrecklich. Da steht ein Turnschuh, und das Mädchen dazu ist tot«, sagte der SPD-Politiker. »Es bot sich ein Bild des Grauens.«
Teile der Trierer Innenstadt wurden weiträumig abgesperrt, Polizei und Rettungskräfte rückten zu einem Großeinsatz aus. Auf Twitter veröffentlichte Videos zeigen beschädigte Geschäfte in der Fußgängerzone und einen am Boden liegenden Verletzten sowie ein Rettungsfahrzeug.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe veröffentlichte eine amtliche Gefahrenmitteilung. In Trier herrsche eine »Sonderlage«, der betroffene Bereich sei unbedingt zu meiden.
Es bestehe keine Gefahr mehr, teilten die Ermittler mit. Dennoch bleibe die Innenstadt vorerst weiträumig gesperrt, um Spuren zu sichern. Dies könne mehrere Stunden dauern. Die Spurensicherung sei wichtig, sagte Oberbürgermeister Leibe. »Dieser Mensch steht irgendwann vor Gericht – je mehr Aufwand wir jetzt betreiben, desto gerechter wird es hinterher.«
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Landesinnenminister Roger Lewentz (beide SPD) sind auf dem Weg in die Stadt. Am Abend soll es eine Pressekonferenz zu dem Vorfall geben, voraussichtlich mit Lewentz.
Die Bundesregierung reagierte mit Betroffenheit auf den tödlichen Vorfall. »Was in Trier geschehen ist, ist erschütternd«, schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter. »Die Gedanken sind bei den Angehörigen der Todesopfer, bei den zahlreichen Verletzten und bei allen, die in diesem Moment im Einsatz sind, um die Betroffenen zu versorgen.«
Die Polizei schaltete ein Portal für Hinweise im Internet frei. Die Ermittler baten Augenzeugen, dort Fotos oder Videos von der Tat hochzuladen. Hinweise und Informationen für Angehörige möglicher Verletzter gibt es unter der Nummer 0800 6565651.
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In der Trierer Innenstadt hat ein Autofahrer mit seinem Wagen mehrere Menschen getötet und Dutzende verletzt.
Oberbürgermeister Wolfram Leibe sprach im Interview mit dem SWR von einem »Amokfahrer in der Innenstadt«.
Der 51-jährige Mann aus dem Kreis Trier-Saarburg soll mit einem SUV durch die Fußgängerzone gefahren sein und gezielt Menschen erfasst haben.
Augenzeugen berichteten, dass Menschen durch die Luft geschleudert wurden. »Wir sehen solche Bilder im Fernsehen ganz oft und denken, das kann bei uns nicht passieren«, sagte Leibe. »Jetzt ist es auch in Trier passiert.«
Dringend tatverdächtig ist Bernd W., der laut Polizei rund vier Minuten nach dem ersten Notruf festgenommen werden konnte. Er soll am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Lewentz verglich den Vorfall mit der Flugtagkatastrophe von Ramstein vor 32 Jahren. »Dieses Ereignis erschüttert ganz Deutschland«, sagte der SPD-Politiker am Dienstagabend in Trier.
Zu den Todesopfern zählen neben einem neun Wochen alten Baby drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren sowie der 45-jährige Vater des Kindes. Alle stammten aus Trier. Die Mutter des Babys hat überlebt und liegt laut Behördenangaben ebenso im Krankenhaus wie ihr eineinhalb Jahre alter Sohn.
Bernd W. soll zum Tatzeitpunkt stark alkoholisiert gewesen sein. Laut Staatsanwaltschaft gibt es Hinweise auf eine psychische Erkrankung.
Tatort in Trier: Insgesamt waren mehr als 750 Einsatzkräfte von Polizei sowie Hilfs- und Rettungsdiensten aus der Region im Einsatz.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zeigte sich tief erschüttert. »Als ehemaligem Trierer lassen die verstörenden Bilder aus der Innenstadt bei mir Wut, Entsetzen und tiefe Traurigkeit zurück.«
Im Trierer Dom beteten mehr als hundert Menschen für die Toten, die Verletzten und ihre Angehörigen.
Auch am Trierer Wahrzeichen Porta Nigra gedachten am Mittwochvormittag mehrere Hundert Bürger sowie Vertreter von Kirche und Politik der Opfer. Kränze wurden niedergelegt und Kerzen entzündet.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) legte einen Kranz nieder. »Es ist ein furchtbares Ereignis hier in dieser schönen Stadt«, sagte sie.
Auch Oberbürgermeister Wolfram Leibe war vor Ort, außerdem der Stadtvorstand, Landespolitiker und Vertreter der Kirchen.
Die Tat wird von der Staatsanwaltschaft als mehrfacher Mord, Mordversuch und gefährliche Körperverletzung eingestuft. Es gebe keinen weiteren Tatort oder Hinweise auf Mittäter oder Komplizen des Festgenommenen, hieß es.
Zu den Todesopfern zählen neben einem neun Wochen alten Baby drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren sowie der 45-jährige Vater des Kindes. Alle stammten aus Trier. Die Mutter des Babys hat überlebt und liegt laut Behördenangaben ebenso im Krankenhaus wie ihr eineinhalb Jahre alter Sohn.
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