Amokfahrt in Trier
Polizei findet im Auto des Tatverdächtigen Munition, aber keine Waffe
Noch immer ist unklar, warum Bernd W. in Trier Passanten anfuhr. Die Polizei hat nun neue Details zu der Tat bekannt gegeben. Die Anzahl der Verletzten erhöht sich weiter.
Polizisten am Tatort: Ermittlungen nach Amokfahrt gehen weiter
Foto: THILO SCHMUELGEN / REUTERS
Die Polizei hat im Auto des mutmaßlichen Amokfahrers von Trier scharfe Munition gefunden. Es sei aber bislang keine dazu passende Waffe entdeckt worden, sagte der Polizeivizepräsident von Trier, Franz-Dieter Ankner, in einer Sondersitzung des Innenausschusses des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz.
Weil sich Kartons in dem Wagen befanden, seien Sprengstoffexperten eingeschaltet worden, die dann aber Entwarnung gegeben hätten. Es gebe weiterhin keine Hinweise auf Mittäter oder Unterstützer für die Tat.
Bernd W. war am Dienstag mit einem Geländewagen in hoher Geschwindigkeit durch eine Trierer Fußgängerzone gefahren – mit 81 Kilometern pro Stunde, wie ein Sprecher der Polizei Trier sagte. Das habe eine Wegzeitberechnung anhand von sichergestellten Videos für diesen Teil der Strecke ergeben. Das schließe nicht aus, dass W. an anderer Stelle noch schneller gewesen sei.
Nach bisherigen Erkenntnissen fuhr er Passanten gezielt an. Das Motiv ist noch unklar. Der Mann, der zum Tatzeitpunkt alkoholisiert war, sitzt seit Mittwoch in Untersuchungshaft – unter anderem wird ihm fünffacher Mord vorgeworfen.
»Dort sah er den Einsatzkräften grinsend entgegen«
Nach Ankners Worten gilt der in Trier geborene 51-jährige W. als Einzelgänger. Er sei kinderlos und ledig. Der Deutsche sei nach bisherigen Erkenntnissen arbeitslos und zuletzt auch ohne festen Wohnsitz gewesen. Er habe offenbar in dem Wagen übernachtet. Es habe keine Einträge in polizeiliche Register oder die des Staatsschutzes gegeben. Der Geländewagen, der für die Tat benutzt wurde, sei dem Mann von einem Bekannten aus Gefälligkeit überlassen worden, sagte der Polizeivizepräsident.
Nach der Amokfahrt stellte Bernd W. nach Angaben der Polizei das Auto ab und rauchte eine Zigarette. Polizisten hätten ihn stehend am Heck des Wagens angetroffen, berichtete Ankner. »Dort sah er den Einsatzkräften grinsend entgegen.« Die Beamten hätten den Mann dann überwältigt und festgenommen.
Unterdessen hat sich die Zahl der Verletzten auf 24 erhöht. »Es haben sich nachträglich noch Leute gemeldet«, sagte ein Sprecher der Polizei. Dabei handele es sich um Menschen, die nach der Tat nicht in einem Krankenhaus behandelt worden waren und erst später zum Arzt gegangen seien. Die Zahl der Schwerverletzten sei bei sechs geblieben, die Zahl der Todesopfer bei fünf.
Zuletzt war von insgesamt 18 Verletzten die Rede gewesen. Die Polizei bittet mögliche weitere Verletzte, sich zu melden. »Es kann sein, dass es noch mehr werden«, sagte der Sprecher.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) regte eine bundesweite Arbeitsgruppe zur Früherkennung solcher Gefahren an. Es gehe darum, Anhaltspunkte für eine Planung und Vorbereitung von Amokfahrten und Anschlägen früher wahrzunehmen, sagte er bei der Sondersitzung des Landtagsinnenausschusses. »Ich habe diese Thematik zur Erörterung der Innenministerkonferenz nächste Woche eingebracht.«
Lewentz erinnerte an vergleichbare Gewalttaten in Münster, Bottrop und Volkmarsen. Vor diesem Hintergrund werde vermehrt hinterfragt, ob die Sicherheitsbehörden in der Lage sein müssten, solche Menschen mit einem erheblichen Gefahrenpotenzial frühzeitiger zu identifizieren.
Gleichzeitig sollte gesagt werden, dass »ein absoluter Schutz vor irrational handelnden Einzeltätern leider nicht möglich« sei. »So schwer es einem Innenminister fällt, so etwas sagen zu müssen.«