Corona-Demo in Prag Empörung über »Judensterne« bei Impfgegner-Protest

Antisemitischer Aufdruck auf einem T-Shirt auf einer Demo in Frankfurt: »Geschmacklos und zutiefst beleidigend«
Foto:Boris Roessler / dpa
Nach zahlreichen antisemitischen Vorfällen auf Corona-Demos in Deutschland hatte unter anderem München das Tragen eines gelben Sterns als Protestzeichen verboten. Nun sind im Nachbarland Tschechien ebenfalls Impfgegner auf einer Kundgebung mit diesem an den »Judenstern« angelehnten Symbol aufgefallen – und haben für Empörung gesorgt.
Die Föderation jüdischer Gemeinden in Tschechien sprach von einer exemplarischen Relativierung des Holocausts und einem Missbrauch eines Symbols, das für Tod und Leiden von Millionen Menschen stehe, wie ein Sprecher mitteilte. Israels Botschafter in Prag, Daniel Meron, twitterte: »Die Verwendung des gelben Davidsterns bei einem Anti-Impf-Protest ist eine Schande und eine Beleidigung des Gedenkens der Opfer des Holocausts.«
Mehr als 80.000 Juden aus Böhmen und Mähren in deutschen KZ ermordet
Am vorigen Freitag hatten mehrere Demonstranten auf dem Prager Wenzelsplatz die von den Nationalsozialisten eingeführten »Judensterne« mit der Aufschrift »Ungeimpft« getragen. Der Kritik daran schlossen sich auch Politiker an.
The use of the Yellow Star of David in anti-vaccination protests is a disgrace and an insult to the memory of the victims of the Holocaust.
— Daniel Meron 🇮🇱 (@AmbMeron) January 9, 2021
(Photos are from Facebook) pic.twitter.com/6oXNajEqSd
»Jeder freie Bürger hat das Recht zum Protest – diese Form ist aber geschmacklos und zutiefst beleidigend«, schrieb der Vorsitzende der liberalen Oppositionspartei ODS, Petr Fiala. Der tschechische christdemokratische Politiker Jan Bartošek zeigte sich ebenfalls empört. Juden seien verfolgt worden, Impfgegner hingegen hätten ohne Konsequenzen die Freiheit, auf die Impfung zu verzichten.
Während der nationalsozialistischen Besatzung im Zweiten Weltkrieg hatten auch im heutigen Tschechien die Juden einen »Judenstern« tragen müssen. Mehr als 80.000 Juden aus Böhmen und Mähren wurden Historikern zufolge in deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet.
Auch in Deutschland hatte es Empörung über die Verbindung zahlreicher Anti-Corona-Demonstranten zu Rechtsextremen und Antisemiten gegeben. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) registrierte allein im ersten Halbjahr 2020 laut einem Bericht des RIAS-Bundesverbands bei mehr als 120 Kundgebungen entsprechende Vorfälle. Die Expertinnen und Experten gehen wegen der großen Zahl an Demos und ihrer Verteilung über das ganze Land jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.