Attacke an der TU Darmstadt LKA Hessen findet Hinweise auf Giftanschlag mit K.-o.-Tropfen

Gebäude L2I01 auf dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt
Foto: Frank Rumpenhorst / dpaBei dem mutmaßlichen Giftanschlag in der Technischen Universität (TU) in Darmstadt kamen offenbar K.-o.-Tropfen zum Einsatz. Das ergab nach SPIEGEL-Informationen eine Analyse des hessischen Landeskriminalamts. Demnach entdeckten die Spezialisten in Filterbehältern für Teewasser, geöffneten Milchpackungen und weiteren Lebensmitteln in mindestens einer Teeküche der Hochschule den Stoff 1,4-Butandiol (BDO).
In der Drogenszene wird BDO als Ersatzsubstanz für das verbotene Liquid Ecstasy eingenommen, da es ähnliche Wirkungen hat. Weil die Stoffe bei hoher Dosierung zur Bewusstlosigkeit führen können, spricht man umgangssprachlich auch von K.-o.-Tropfen. Neben BDO stellten die Ermittler auch die Gefahrenstoffe Bromphenol und Dicyclohexylamin am Tatort fest, die ebenfalls toxisch wirken können.
Nach dem Anschlag hatten sieben Opfer über Vergiftungserscheinungen wie Unwohlsein geklagt, alle sind TU-Beschäftigte. Nach Ermittlerangaben lösten die Gifte bei den Opfern teilweise akute Sauerstoffarmut im Blut aus, die zu bläulichen Hautverfärbungen an Armen und Beinen führten. Sechs Opfer mussten ins Krankenhaus, ein studentischer Mitarbeiter war zwischenzeitlich in Lebensgefahr.
»Wir sind erschüttert angesichts der offensichtlichen Straftat, die sich an unserer Universität ereignet hat«, teilte die Präsidentin der Hochschule, Tanja Brühl, nach dem Anschlag mit. Laut dem TU-Sprecher Jörg Feuck sei es einer Notärztin nach dem Anschlag mit der Gabe eines Gegenmittels zügig gelungen, den Vergifteten Linderung zu verschaffen.
Eine Sonderkommission ermittelt wegen versuchten Mordes
Bislang gibt es laut Staatsanwaltschaft Darmstadt keine Hinweise auf Täter oder Tatmotiv. Eine Sonderkommission mit 40 Personen ermittelt wegen versuchten Mordes. »Glücklicherweise sind alle Betroffenen inzwischen raus aus dem Krankenhaus«, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem SPIEGEL. Die Ermittlerinnen und Ermittler befragen jetzt Geschädigte und Zeugen des mutmaßlichen Anschlags, um mögliche Zusammenhänge und Tatmotive erkennen zu können.
An der TU Darmstadt ist die Beklemmung groß. Die Uni bietet ihren Mitarbeitern und Studierenden psychologische Hilfe an. »Wer verunsichert ist, kann unsere Sozialberatung in Anspruch nehmen«, so TU-Sprecher Feuck.