UKE Hamburg Psychiatriepatient stirbt nach Zwangsmaßnahmen durch Sicherheitsdienst

In Hamburg hat der Einsatz von Sicherheitsleuten gegen einen Psychiatriepatienten Empörung ausgelöst. Tage später ist der 34-Jährige nun gestorben. Das Landeskriminalamt ermittelt.
Haupteingang des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE)

Haupteingang des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE)

Foto: Markus Scholz/dpa

In Hamburg ist ein 34-jähriger Patient der psychiatrischen Abteilung des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) wenige Tage nach einem fragwürdigen Einsatz von Sicherheitsleuten ums Leben gekommen. Das bestätigte die Polizei dem SPIEGEL. Die Todesursache sei noch unbekannt. Jetzt ermittle das Landeskriminalamt (LKA) wegen Verdachts auf Körperverletzung mit Todesfolge.

Am Ostersonntag war es auf dem Gelände des Krankenhauses im Stadtteil Eppendorf zu einem Einsatz des Sicherheitsdienstes gegen den Mann gekommen. Der aus Kamerun stammende Patient hatte daraufhin das Bewusstsein verloren und musste reanimiert werden.

Wie genau der Einsatz ablief, muss nun ermittelt werden. Die "taz" hatte unter Berufung auf andere Patienten berichtet, der 34-Jährige sei von drei Sicherheitsleuten gegen seinen Willen fixiert und später von einer Krankenhausmitarbeiterin mit einem Beruhigungsmittel behandelt worden.

Der Vorfall soll sich im offenen Bereich der psychiatrischen Abteilung zugetragen haben. Der Patient habe draußen gesessen, als das Sicherheitspersonal ihn aufgefordert habe, ein Medikament einzunehmen. Als er sich geweigert habe, hätten die Mitarbeiter der Klinik Logistik & Engineering (KLE) den Mann am Boden festgehalten. Einer habe mit seinem Knie Nieren und Rücken des Wehrlosen traktiert, heißt es in dem "taz"-Bericht unter Berufung auf Augenzeugen. Familie und Freunde des Mannes warfen den Sicherheitsleuten rassistische Motive vor.

Das UKE sprach in einer Stellungnahme von einem "medizinischen Zwischenfall bei der Unterbringung eines hilfsbedürftigen Patienten". Der Mann habe sich der Anordnung der Unterbringung widersetzt und habe von dem zwischenzeitlich hinzugerufenen Sicherheitsdienst des UKE fixiert werden müssen, als er aus bisher ungeklärten Umständen zusätzliche medizinische Hilfe benötigt habe. Das begleitende ärztliche und pflegerische Personal habe umgehend die medizinische Versorgung vor Ort eingeleitet und Hilfe angefordert.

Freiwillig in Behandlung

Die Klinik Logistik & Engineering GmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des UKE. Die Mitarbeiter sind für sämtliche logistische Prozesse und die Instandhaltung der Medizintechnik zuständig - von der Beschaffung über Lagerung, Transport und Bereitstellung der Materialien sowie den Patiententransport.

Der verstorbene Patient befand sich laut Polizei freiwillig in der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses. Weil sich sein Zustand im Verlauf der Behandlung verschlechtert haben soll, habe die diensthabende Ärztin einen vorläufigen Unterbringungsbeschluss beantragt. Als der Mann die Station verließ, hätten die drei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes versucht, ihn wieder zurückzubringen. Dabei sei es offenbar zur Anwendung von Zwangsmaßnahmen gekommen, hieß es in einer Polizeimitteilung vom Mittwoch.

Aus noch unbekannten Gründen verlor der 34-Jährige das Bewusstsein und musste reanimiert werden. Nach notärztlicher Versorgung wurde er auf eine kardiologische Fachstation verlegt.

Am frühen Samstagmorgen machten die Aktivisten von Black History Month Hamburg den Tod des Mannes öffentlich. Sie kündigten für den Samstagnachmittag eine Gebetswache an.

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ala
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