Abschlussbericht der Ermittler Newtown-Amokläufer war "wie besessen" von Columbine

Er hortete Material zu Amokläufen - vor allem zum Columbine-Massaker. Adam Lanza, der in der Sandy-Hook-Grundschule von Newtown 26 Menschen getötet hat, sei "wie besessen" davon gewesen, heißt es im Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft. Doch ein echtes Motiv fanden die Ermittler nicht.
Todesschütze Adam Lanza: Kein klares Motiv für Bluttat von Newtown

Todesschütze Adam Lanza: Kein klares Motiv für Bluttat von Newtown

Foto: HANDOUT / Reuters

Hartford - Die Staatsanwaltschaft von Connecticut hat einen abschließenden Bericht zum Amoklauf von Newtown vorgelegt. Demnach hat der Todesschütze Adam Lanza allein gehandelt, niemand sonst sei an der Planung und der Umsetzung der Tat beteiligt gewesen. Es werde keine weitere strafrechtliche Verfolgung des Falles geben, heißt es in dem Dokument, sollte nicht weiteres, bisher unentdecktes Beweismaterial auftauchen.

Eine Frage bleibt jedoch unbeantwortet: Warum? Warum hat Lanza 27 Menschen getötet, davon 20 Kinder? "Unglücklicherweise wird diese Frage nie abschließend beantwortet werden", heißt es in der Untersuchung. Die Beweise würden eindeutig zeigen, dass der Schütze seine Tat geplant und vorbereitet habe, aber es gebe keine klaren Hinweise auf ein Motiv.

Offenbar schottete Lanza seine Innenwelt systematisch ab. Laut dem Bericht war er "wie besessen" von Massenmorden, insbesondere vom Massaker an der Columbine High School in Colorado. Er las demnach Blogs, die sich mit dem Thema befassten und beteiligte sich auch an Diskussionen. Es habe allerdings keine Hinweise darauf gegeben, dass er selbst eine solche Tat hätte verüben wollen. Niemand in seinem Umfeld habe etwas geahnt.

Indem 48-seitigen Bericht  werden viele, aber längst nicht alle Details der umfangreichen Untersuchungen dargestellt. Das sei auch nicht die Absicht, heißt es in der Einleitung. Dennoch führt das Dokument noch einmal den schockierenden Tatablauf vor Augen: "In weniger als elf Minuten hatten zwanzig Erstklässler und sechs Erwachsene ihr Leben verloren."

"Wie besessen" vom Massaker an der Columbine High School

Lanza hatte am 14. Dezember die Grundschule Sandy Hook in Newton überfallen und mit einem Sturmgewehr 20 Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren sowie sechs Erwachsene erschossen. Zuvor tötete er seine Mutter in ihrem Wohnhaus.

Der Bericht widerspricht Spekulationen, laut denen Polizeibeamte nicht schnell genug am Einsatzort gewesen seien. Demnach ging um 9.35 Uhr der erste Notruf bei der örtlichen Polizeidienststelle ein. Nach weniger als vier Minuten habe der erste Polizist die Schule erreicht. Schon weniger als eine Minute später war Lanza tot - er hatte sich selbst erschossen.

Dass der 20-jährige Täter psychische Probleme hatte, wird im Bericht erwähnt. Diese hätten seine Fähigkeit beeinflusst, ein normales Leben zu führen und mit anderen Menschen zu interagieren. Als Erwachsener habe er sich einer Behandlung verweigert. Allerdings sei unklar, ob sein Geisteszustand relevant für die Tat sei. Psychologen und Gutachter, die Lanza gekannt hatten, bemerkten demnach nichts, was sein Verhalten erklären könnte.

Das Verbrechen hatte ganz Amerika erschüttert. Präsident Barack Obama wollte darauf schärfere Waffengesetze durchsetzen, scheiterte aber im Kongress.

usp/dpa/AP
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