Aufruf zur Lynchjustiz 18-Jähriger muss zwei Wochen in Arrest

Per Facebook hat ein 18-Jähriger andere dazu aufgefordert, das Polizeikommissariat in Emden zu stürmen und den mutmaßlichen Mörder eines Mädchens zu töten. Vor Gericht entschuldigte er sich nun für den "Bockmist" - und wurde wegen des Aufrufs zur Lynchjustiz verurteilt.
Der 18-jährige Angeklagte am Mittwoch im Gericht: Entschuldigung für den "Bockmist"

Der 18-jährige Angeklagte am Mittwoch im Gericht: Entschuldigung für den "Bockmist"

Foto: Carmen Jaspersen/ dpa

Emden - Ein 18-Jähriger aus Emden hat am Mittwoch zugegeben, im Internet zu einem Lynchmord aufgerufen zu haben. Ziel der Attacke war ein damals 17-Jähriger, der nach dem Mord an der elfjährigen Lena in Emden irrtümlich unter Mordverdacht geraten war. Auf seiner Facebook-Seite hatte der Angeklagte geschrieben: "Aufstand! Alle zu den Bullen. Da stürmen wir. Lasst uns das Schwein tothauen."

Im Jugendschöffengericht Emden sagte der junge Mann nun, er habe sich inzwischen bei dem zu Unrecht Verdächtigten entschuldigt und ihn zum Essen eingeladen. Der Geschädigte habe die Entschuldigung angenommen und kein Interesse an einer strafrechtlichen Verfolgung, sagte der Vorsitzende Richter Günther Bergholz. Die beiden Jugendlichen besuchten die gleiche Berufsschule, kannten sich nach Angaben des Angeklagten aber nicht.

"Ich habe Bockmist gebaut", sagte der Angeklagte vor Gericht. Er handelte offenbar aus Geltungsbedürfnis. "Man möchte groß sein, man möchte bekannt sein", sagte der 18-Jährige. Er war ohne Verteidiger zum Prozess erschienen und verzichtete auf ein Schlusswort. Eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe betonte, der Angeklagte habe alles zur Wiedergutmachung getan, was denkbar sei.

Am Mittag wurde dann das Urteil verkündet: Der Teenager muss zwei Wochen in Jugendarrest. Zudem erhielt er eine Verwarnung nach Jugendstrafrecht. "Wir wollen kein Exempel statuieren, sondern Sie sollen einen Warnschuss vor den Bug bekommen. So was darf nicht wieder vorkommen", sagte der Richter.

Schon Mitte April hatte der 18-Jährige vor Polizisten gestanden, er sei durch den Tod des Mädchens emotional stark betroffen gewesen. Er hätte sich in keiner Weise darüber Gedanken gemacht, welche Tragweite sein Aufruf haben könne.

Die elfjährige Lena war am 24. März tot in einem Emder Parkhaus gefunden worden, sie wurde Opfer einer Sexualstraftat. Nach der Festnahme des Unschuldigen ermittelte die Polizei einen 18-Jährigen als mutmaßlichen Täter. Er hat die Tötung gestanden.

aar/dpa/dapd
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