Urteil gegen Ex-Mafiaboss
Geschworene sprechen James "Whitey" Bulger schuldig
James "Whitey" Bulger gilt als einer der berüchtigsten Gangsterbosse der US-Geschichte. Im Prozess wurde der 83-Jährige jetzt schuldig gesprochen, für seine Beteiligung an elf Morden. Bei der Urteilsverkündung stand er ruhig da und schwieg.
James "Whitey" Bulger (rechts): "Richter, Jury und gelegentlich Henker"
Foto: Jane Collins / REUTERS
Boston - Eine Geschworenen-Jury hat den berüchtigten US-GangsterbossJames "Whitey" Bulger zwei Jahre nach seiner Festnahme wegen zahlreicher Morde und anderer Verbrechen für schuldig befunden.
Die vier Frauen und acht Männer erklärten den 83-jährigen Mafia-Chef nach fünf Anhörungstagen in 31 von 32 Anklagepunkten für schuldig. Das Strafmaß soll am 13. November verkündet werden. Jedoch scheint es ausgemacht, dass Bulger für den Rest seines Lebens hinter Gittern bleiben wird. Bei der Urteilsverkündung stand er ruhig da und schwieg.
Laut Anklage agierten Bulger und seine Bande in Boston im Bundesstaat Massachusetts als "Richter, Jury und gelegentlich als Henker". Sie hätten als "das Gesetz in der Unterwelt" gehandelt, und als ihr Anführer sei Bulger "nach dem Gesetz für all das verantwortlich", sagte Staatsanwalt Fred Wyshak in seinem Schlussplädoyer.
Nach 16 Jahren auf der Flucht war er im Juni 2011 in Kalifornien festgenommen worden, wo er unter falschem Namen mit seiner langjährigen Lebensgefährtin lebte.
Die Polizei beschlagnahmte in der Wohnung etwa 800.000 Dollar in bar und ein großes Waffenarsenal. Die Lebensgefährtin wurde 2012 zu acht Jahren Haft verurteilt, weil sie den Flüchtigen deckte. Bulger diente im Kinofilm "The Departed" der Figur von Hollywood-Star Jack Nicholson als Inspiration, der darin einen Mafia-Chef spielt.
Der Prozess hatte am 4. Juni begonnen, insgesamt wurden 63 Zeugen gehört. Einige berichteten von grausigen Praktiken der Bulger-Bande: So seien getöteten Opfern die Zähne herausgebrochen worden, um ihre Identifizierung durch die Polizei zu erschweren. Drei Hauptzeugen aus Bulgers Umfeld hatten gegen ihn ausgesagt, darunter der ehemalige Unterweltskumpane Stephen Flemmi, der durch seine Kooperation der Todesstrafe entging. Die Verteidigung warf den Behörden vor, die Zeugenaussagen "gekauft" zu haben.