Strafmaß in Mordprozess
"Falscher Rockefeller" zu 27 Jahren Haft verurteilt
Christian Karl Gerhartsreiter wurde in den USA wegen Mordes verurteilt, nun hat ein kalifornisches Gericht das Strafmaß gegen den Deutschen bekanntgegeben. Der Hochstapler, der sich als "Rockefeller" ausgab, muss für mindestens 27 Jahre ins Gefängnis.
Christian Karl Gerhartsreiter (April 2013): Wegen Mordes zu mindestens 27 Jahren Gefängnis verurteilt
Foto: Paul Buck/ dpa
Los Angeles - Christian Karl Gerhartsreiter ist Insasse Nr. 2800458 im Männergefängnis von Los Angeles. Nun hat der verurteilte Mörder erfahren, wie lange er ins Gefängnis muss. Ein kalifornisches Gericht setzte das Strafmaß fest: Es lautet auf 27 Jahre bis lebenslange Haft.
Ein Geschworenengericht hatte den 52-Jährigen im April schuldig befunden, vor 28 Jahren den Sohn seiner Vermieterin getötet zu haben. Der Deutsche lebte in den achtziger Jahren unter dem Namen "Christopher Chichester" in Kalifornien. Später gab er sich auch als "Clark Rockefeller" aus und nahm weitere falsche Identitäten an.
Bei der Verkündung der Strafe trat Gerhartsreiter als sein eigener Anwalt auf. Seine Verteidiger hatte er nach dem Prozess im April entlassen. Der Deutsche pochte weiter auf seine Unschuld. "Ich habe das Verbrechen nicht begangen", sagte Gerhartsreiter nach Angaben der "Los Angeles Times" im Gericht. Er glaube fest daran, dass die Ehefrau des Opfers den Mord begangen habe.
Das Mordopfer, John Sohus, und dessen Frau Linda waren 1985 spurlos verschwunden. Gerhartsreiter lebte damals in einem Gästehaus auf dem Grundstück der Sohus-Familie in Kalifornien. Die Leiche des Mannes wurde neun Jahre später bei Bauarbeiten im Garten seines Elternhauses gefunden, sie konnte erst 2008 mit neuen DNA-Methoden identifiziert werden. Von der Frau fehlt bis heute jede Spur.
Keine Tatwaffe, keine Augenzeugen
Nach dem Verschwinden des Paares siedelte der Deutsche an die US-Ostküste um. Der Hochstapler gab sich als Adliger, Filmemacher und Börsenmakler aus. Auch seine damalige Frau Sandy Boss, eine reiche Unternehmensberaterin, hielt er mit schillernden Geschichten zum Narren. All das kam 2008 nach einem Sorgerechtsstreit ans Licht, als er in Boston seine damals siebenjährige Tochter entführte. Er wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, dann folgte die Mordanklage in Kalifornien.
Es gab keine Tatwaffe, keine Augenzeugen und keine Blutspuren, die den Deutschen mit dem Mord direkt in Verbindung brachten. Und doch waren sich die Geschworenen nach einem mehrwöchigen Mordprozess schnell einig. Mit einer stumpfen Waffe und einem scharfen Objekt habe er das Opfer kaltblütig getötet, führte die Anklage aus. Es kamen Dutzende Zeugen zu Wort, die Gerhartsreiter als notorischen Lügner und Hochstapler beschrieben. Ein "Meister" im Manipulieren, der sich über Jahrzehnte hinter verschiedenen Identitäten versteckte und Zugang zu reichen Kreisen suchte.
Ihr Mandant sei ein "seltsamer Typ, ein komischer Kerl", hatten Gerhartsreiters Verteidiger in dem Prozess eingeräumt. Aber kein Mörder.