"Pittsburgh Riots" 1968 FBI fasst Täter 50 Jahre nach seiner Flucht

Ein Teenager schleuderte nach dem Mord an Martin Luther King einen Brandsatz, eine Frau starb. Ein US-Gericht verurteilte ihn zu lebenslanger Haft, ohne mögliche Begnadigung. Nun triumphieren die Fahnder.
Fahndungsfoto des FBI

Fahndungsfoto des FBI

Foto: HANDOUT / AFP

Für die Fahnder ist die Geschichte ein großer Erfolg, der Abschluss einer jahrzehntelangen Jagd: Die Bundespolizei FBI hat in den USA die Verhaftung eines Straftäters gemeldet, fast 50 Jahre nachdem ihm die Flucht aus dem Justizgewahrsam gelungen war. Leonard Moses, der wegen der gewaltsamen Ausschreitungen nach der Ermordung des Bürgerrechtlers Martin Luther King 1968 verurteilt worden war, wurde in seinem Haus in Grand Blanc im Bundesstaat Michigan festgenommen, wie das FBI am Freitag mitteilte. Er hatte seinen Namen geändert und arbeitete als "Paul Dickson" in wechselnden Apotheken.

Moses war zu lebenslanger Haft verurteilt worden, weil er bei den Unruhen 1968 zusammen mit anderen Demonstranten in Pittsburgh Brandsätze geworfen hatte. Einer der Molotowcocktails setzte das Haus einer Frau in Brand, die dabei schwer verletzt wurde und später ihren Brandwunden erlag. Nun könne die Familie des Opfers hoffentlich mit dem Fall abschließen, sagte der zuständige Sheriff William Mullen. Die Festnahme zeige, "dass man vor seiner Vergangenheit nicht weglaufen kann".

Oberstes Gericht nennt Begnadigungsausschluss grausam

Auf der anderen Seite könnte dieser Fall noch zu Diskussionen führen. Denn das Urteil stammt aus einer anderen Zeit, und es wirkt inzwischen selbst für die US-Justiz zu hart: Moses war zum Tatzeitpunkt 15 Jahre alt, verurteilt wurde er mit 17 Jahren.

Bei seiner Verhaftung war er nun 68 Jahre alt. 1971 hatte Moses einen Freigang zur Flucht genutzt: Während der Beerdigung seiner Großmutter entkam er der Polizei.

Das FBI hatte 2016 die Ermittlungen in dem Fall wieder aufgenommen, veröffentlichte Fahndungsaufrufe auf großen elektronischen Werbetafeln und setzte eine Belohnung auf Hinweise zur Ergreifung Moses' aus. Die Bemühungen blieben aber ohne Erfolg.

Anfang des Jahres wurde er nach Angaben des FBI wegen eines anderen Falls befragt. Dabei stellte sich heraus, dass die Fingerabdrücke des Verdächtigen Paul Dickson mit denen von Leonard Moses übereinstimmen. Moses ließ sich am Donnerstag schließlich ohne Widerstand in seinem Haus festnehmen.

1971 lautete das Strafmaß: lebenslänglich, ohne Möglichkeit einer Begnadigung. Womöglich kann das Urteil aber doch noch modifiziert werden. Im Jahr 2012 hatte der Oberste Gerichtshof der USA festgestellt, Jugendliche lebenslang ohne die Möglichkeit einer Begnadigung ins Gefängnis zu werfen, sei grausam und unangemessen (das Urteil finden Sie hier ).

beb/AFP

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