Erschossene Afroamerikanerin US-Stadt zahlt Familie von Breonna Taylor zwölf Millionen Dollar Abfindung

Mit der Zahlung einer hohen Geldsumme legt die Stadt Louisville in Kentucky den Rechtsstreit über die tödlichen Schüsse auf die Schwarze Breonna Taylor bei. Zudem soll die lokale Polizeibehörde reformiert werden.
Protestschilder am Gedenkort für Breonna Taylor in Louisville

Protestschilder am Gedenkort für Breonna Taylor in Louisville

Foto: BRYAN WOOLSTON / REUTERS

Sechs Monate nach der Tötung der Afroamerikanerin Breonna Taylor bei einem Polizeieinsatz hat die Stadt Louisville im US-Bundesstaat Kentucky den zivilen Rechtsstreit mit einer hohen Abfindung beigelegt. Taylors Familie werde 12 Millionen US-Dollar (10 Millionen Euro) erhalten, erklärte Bürgermeister Greg Fischer.

Die Vereinbarung sehe zudem verbindliche Reformen der Polizeibehörde in Louisville vor, sagte Fischer. So soll etwa die Vergabe von Durchsuchungsbeschlüssen strenger kontrolliert werden.

Die 26-jährige Taylor war im März nach einem Schusswechsel zwischen Taylors Partner und der Polizei tödlich getroffen worden. Die Polizisten hatten sich zuvor kurz nach Mitternacht ohne Vorwarnung Zugang zu Taylors Wohnung verschafft. Das Eindringen in die Wohnung ohne vorherige Ankündigung war ihnen laut der Nachrichtenagentur Reuters durch einen entsprechenden Haftbefehl erlaubt.

Strafrechtliches Verfahren steht noch aus

Weiterhin soll durch die Reformen unter anderem jeder Gewalteinsatz von Polizisten genau verfolgt und gegebenenfalls von einer neu geschaffenen Kontrollbehörde untersucht werden. Polizisten sollen mithilfe eines neuen Programms bei Einsätzen auch von Sozialarbeitern begleitet werden können.

Das strafrechtliche Verfahren mit der Entscheidung über eine mögliche Anklage gegen die für Taylors Tod verantwortlichen Polizisten stehe noch aus, sagte Fischer. "Die Wahrheit muss ans Licht kommen", sagte der Bürgermeister. Taylors Mutter Tamika Palmer sagte, die Einigung sei "nur der Anfang, um Gerechtigkeit für Breonna zu bekommen".

Eine Anwältin der Familie, Lonita Baker, sagte, es sei stets um mehr als nur eine Ausgleichszahlung gegangen. Die Polizeireformen seien ein Anfangspunkt, um den strukturellen Rassismus in der Stadt zu bekämpfen. Ein weiterer Anwalt, Ben Crump, erklärte, die Zahlung an die Familie sei die bislang größte Vergleichszahlung in den USA für einen von der Polizei ausgelösten Tod einer Schwarzen.

Crump, der auch die Familie des getöteten Afroamerikaners George Floyd vertritt, forderte, die verantwortlichen Beamten müssten "sofort" verhaftet und angeklagt werden. Zuletzt war lediglich einer der beteiligten Beamten aus dem Dienst entlassen worden.

Die brutale und auf Videos festgehaltene Tötung Floyds Ende Mai hatte zu landesweiten Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt geführt. Erst die Entrüstung nach Floyds Tod hatte auch Taylors Fall landesweit bekannt gemacht. Seither fordern viele Politiker und Prominente Anklagen in dem Fall.

fek/dpa/Reuters
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