NSU Wie die Terrorzelle entstand und unterging
Selten ist vor einem Strafprozess so viel öffentlich geworden von Verbrechen, die verhandelt werden sollen, wie im Fall des NSU-Prozesses. Am Montag beginnt in München das Verfahren gegen Beate Zschäpe und andere Mitangeklagte. Und selten war es so wichtig, dass das Entsetzen über ein Verbrechen nicht an Kraft verliert.
Neun Männer und eine Frau wurden ermordet.
Enver Simsek
Abdurrahim Özüdogru
Süleyman Tasköprü
Habil Kilic
Mehmet Turgut
Ismael Yasar
Theodoros Boulgarides
Mehmet Kubasik
Halit Yozgat
Michèle Kiesewetter
Die Täter traten aus dem Nichts vor ihre Opfer. Sie ließen auf einer Straße und in einem Geschäft Bomben explodieren und verletzten viele Menschen zum Teil schwer. Sie haben auf das Leben dieser Opfer einen Schatten gelegt, der nie ganz verschwinden wird.
SPIEGEL ONLINE zeigt die wichtigsten Fakten zur Geschichte des NSU in einer multimedialen Chronik.
Zehn Morde, zwei Anschläge und jahrelang keine Spur zu den Tätern. Rainer Griesbaum, zweiter Mann der Bundesanwaltschaft, sagte dem SPIEGEL über diese Verbrechensserie, die allen Ermittlern so lange Rätsel aufgab: "Es war einfach gespenstisch! Die verstreuten Tatorte, die Opfer, die nichts miteinander zu tun zu haben schienen."
Heute weiß man, welche Gemeinsamkeit neun Männer zu Opfern machte: Die Taten waren rassistisch motiviert. Die Erkenntnis ist gespenstischer als es das Unwissen sein konnte.
Der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer des NSU wird lange dauern, vielleicht Jahre. Die Aufarbeitung geht weiter, die öffentliche Aufmerksamkeit sollte nicht nachlassen. Je präziser die Hintergründe und Zusammenhänge, die man über Verbrechen der Rechtsextremisten erfährt, umso mehr lernen die Gesellschaft, die Politik, die Behörden über den Nährboden, der solch Menschenverachtendes hervorbrachte, über das Fehlverhalten, das es möglich machte und geschehen ließ.