Zerstörtes Fenster an Synagoge in Hannover Ermittler prüfen Vogelschlag als mögliche Ursache

Die Polizei hat nach SPIEGEL-Informationen bei einer ersten Untersuchung an der Synagoge von Hannover keine Anhaltspunkte für einen Anschlag gefunden. Für gesicherte Erkenntnisse sei es allerdings zu früh.
Ermittler stellen in Hannover Spuren sicher

Ermittler stellen in Hannover Spuren sicher

Foto: Julian Stratenschulte / dpa

Bei einer ersten Untersuchung des mutmaßlichen Tatorts an der Haeckelstraße von Hannover hat die Polizei keine Hinweise auf einen Anschlag gefunden. Wie der SPIEGEL aus Ermittlerkreisen erfuhr, entdeckten die Beamten im Innenraum der Synagoge keinen Stein und auch kein anderes Wurfgeschoss. Unter dem beschädigten Fenster an der Außenseite des Gebäudes fanden sich allerdings Federn, die auf einen Vogelschlag als Ursache deuten könnten.

Die Ermittler sprechen von einer »vorsichtigen Tendenz« bei den Ermittlungen, die derzeit gegen einen Anschlag spreche. Es gebe aber noch keine gesicherten Erkenntnisse. Als weitere Möglichkeit könnte auch ein Schuss mit einem Luftgewehr in Betracht kommen, wofür es bislang allerdings ebenfalls keine Indizien gebe, heißt es.

Die Glasscheibe war am Mittwochabend während eines Gottesdienstes in der Synagoge mit 150 Gläubigen am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zu Bruch gegangen. Schnell kam die Vermutung auf, es könnte sich um einen gezielten Angriff auf das jüdische Gotteshaus handeln.

Bundesweites Entsetzen über möglichen Anschlag

Der angebliche Anschlag von Hannover löste eine bundesweite Welle der Empörung aus. »Dieser Angriff auf die Synagoge in Hannover am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur ist entsetzlich und schockierend«, sagte der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil. Katrin Prien, stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende, sagte: »Jüdinnen und Juden sollen sich in Deutschland nicht jedes Jahr aufs Neue fürchten müssen, an Feiertagen eine Synagoge zu besuchen.« Gestern Mittag kamen zahlreiche Politiker zur Synagoge, um sich ein Bild von der Situation zu machen, darunter der SPD-Bundesvorsitzende Lars Klingbeil.

Die Polizeidirektion Hannover richtete eine Sonderkommission ein. »Wir sind seit Mittwochabend vor Ort«, sagt eine Sprecherin. Von »hochsensiblen Ermittlungen« in alle Richtungen ist die Rede. Obwohl die Federn unter dem Fenster auf einen Vogelschlag hindeuten könnten, sei es zu früh, sich eindeutig festzulegen. Denn auch das Tier, das die sichergestellten Federn bei einem möglichen Aufprall verloren haben könnte, fanden die Ermittler nicht.

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