Vermeintlicher Polizei-Skandal Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein
Regensburg - Der anonyme Hinweis auf angebliche Skandale an einer Polizeihundeschule im oberpfälzischen Herzogau hat sich als haltlos erwiesen. Die Ermittler sahen nach der Vernehmung von 15 der 16 Absolventinnen "keinerlei Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Fehlverhalten".
"Alle Zeuginnen haben erklärt, sie seien in Herzogau niemals zu irgendwelchen Handlungen gezwungen oder auch beleidigt worden", teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Günther Ruckdäschel heute mit. Keiner sei etwas davon bekannt, dass jemand Urin trinken oder Essensreste habe essen müssen.
Am Ende des mehrwöchigen ersten Lehrganges finde nach der Prüfung eine "Erstlingshundeführertaufe" statt, in deren Verlauf Szenen aus dem Lehrgang nachgespielt würden. Dabei spiele der Hundeführer seinen eigenen Hund. Zu diesem Zweck werde ihm das Hundegeschirr angelegt.
"Der 'Hund' müsse dann unter dem Gelächter der Anwesenden bestimmte Aufgaben erledigen. Am Schluss würden die Hundeführer mit Bier getauft", teilte der Staatsanwalt mit und erklärte: "Alle Zeuginnen haben geschildert, dass die Teilnahme an der Taufe völlig freiwillig gewesen und von allen als 'Mordsgaudi' angesehen worden sei."
Die Polizeibeamtinnen seien in Anwesenheit einer erfahrenen Staatsanwältin vernommen worden. Ihnen sei auch ein vertrauliches Gespräch angeboten worden. Alle hätten abgelehnt. "Unter diesen Umständen besteht kein Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Zeugenaussagen", erklärte der Staatsanwalt. Auch für rechtsradikale Straftaten oder Tierquälereien habe sich keinerlei Hinweis ergeben.
Die Ermittler hätten von den 16 weiblichen Polizeibeamten, die in den letzten drei Jahren in der Polizeihundeschule Herzogau ausgebildet wurden, 15 vernommen. Eine sei wegen Urlaubs nicht erreichbar. Einige der Beamtinnen hätten schon mehrfach an Lehrgängen in Herzogau teilgenommen.
Ein anonymer Briefschreiber hatte behauptet, junge Polizisten hätten in Herzogau Urin trinken und aus Essensresten und Abfällen gemischte Speisen essen müssen. Wie es in dem Brief weiter hieß, seien Hundeführerinnen an Stachelhalsbändern auf allen Vieren durch den Raum geführt worden und gezwungen worden, auf den Knien liegend Bier aus Schüsseln zu trinken, die im Schoß eines Ausbilders standen.
jdl/AP/AFP