Massenproteste in Mexiko Zehntausende fordern Gerechtigkeit für verschleppte Studenten
Mexiko-Stadt - Aus Wut über die mutmaßliche Ermordung von 43 Studenten sind in Mexiko erneut Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. In der Hauptstadt Mexiko-Stadt marschierten die Protestierenden zum zentralen Platz der Verfassung, dem Platz Zócalo.
Seit Tagen ziehen Demonstranten durch das ganze Land, um Aufmerksamkeit auf den aus ihrer Sicht ungelösten Fall zu lenken. Angeführt wird der Tross von Angehörigen der Verschleppten. Ihre Wut richtet sich gegen die Behörden, die ihrer Meinung nach zu wenig für die Aufklärung des Verbrechens tun. "Ich marschiere heute mit, weil ich die Ignoranz der Behörden und die Arroganz der Eliten satthabe. Da verschwinden 43 Kameraden und der Staat tut nichts", sagte Student Pedro Molina.
Vor dem Nationalpalast im historischen Zentrum der Hauptstadt forderten die Demonstranten eine vollständige Aufklärung der Tat. Viele verlangten den Rücktritt von Präsident Enrique Peña Nieto, den sie für das Schicksal der Studenten verantwortlich machen. "Er wird fallen, er wird fallen, Peña Nieto wird fallen!", riefen die Protestierenden und schwenkten zum Zeichen ihrer Trauer geschwärzte Fahnen von Mexiko, hielten Bilder der verschleppten Studenten in den Händen.

Massenproteste in Mexiko: "Es waren nicht die Narcos, es war der Staat"
"Lebend habt ihr sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück" und "Gerechtigkeit, Gerechtigkeit", skandierten die Demonstranten am Unabhängigkeitsdenkmal auf einem Prachtboulevard der Stadt. An anderer Stelle war auf Transparenten zu lesen: "Ayotzinapa - es waren nicht die Narcos, es war der Staat". Als Narcos werden in dem Land Drogenhändler bezeichnet. Und: "Es sind nicht 43, es sind Tausende". In Mexiko gelten derzeit mehr als 20.000 Menschen als vermisst.
Vor dem Nationalpalast entlud sich die Wut der Protestierenden erneut in Gewalt. Vermummte Randalierer schleuderten Brandsätze und Feuerwerkskörper auf den Nationalpalast. Sie riefen "Mörder, Mörder". Andere steckten eine Puppe in Brand, die Präsident Peña Nieto darstellen sollte. Die Polizei feuerte schließlich Tränengas in die Menge und räumte den Platz.
Auch nahe dem Flughafen von Mexiko-Stadt kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Vermummte schleuderten Molotowcocktails und Feuerwerkskörper auf die Polizei. Mindestens 15 Personen wurden festgenommen. In San Cristóbal de las Casas im südlichen Bundesstaat Chiapas griffen Randalierer mehrere Geschäfte an und schleuderten Farbbeutel auf das Rathaus. In den Bundesstaaten Guerrero, Morelos, Puebla, Guanajuato und Tamaulipas zogen die Demonstrierenden größtenteils friedlich durch die Straßen.
Ende September waren in der Stadt Iguala im verarmten Bundesstaat Guerrero 43 Studenten des linksgerichteten Lehrerseminars Ayotzinapa von korrupten Polizisten verschleppt und der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" übergeben worden. Bandenmitglieder gestanden mittlerweile, die Studenten getötet und verbrannt zu haben. Hinter dem Verbrechen sollen der Bürgermeister der Stadt und seine Frau stecken. Das Paar wurde festgenommen.