Deutsch-finnischer Cold Case Mord auf Ostsee-Fähre 1987 – Staatsanwaltschaft geht nach Freispruch in Berufung

Finnische Strafverfolger wollen einen Mordfall auf der späteren »Estonia«-Fähre neu aufrollen. Der beschuldigte Däne war freigesprochen worden, 1987 auf der »Viking Sally« zwei deutsche Touristen angegriffen zu haben.
Die »Viking Sally« 1980: Angriff auf dem Hubschrauberdeck

Die »Viking Sally« 1980: Angriff auf dem Hubschrauberdeck

Foto: Werner Schilling / picture-alliance / dpa

In Finnland ficht die Staatsanwaltschaft das Urteil des Bezirksgerichts Turku an, welches einen Dänen in einem aufsehenerregenden Mordfall auf einer Ostseefähre freigesprochen hatte.

Die Anklagebehörde will Herman H. in einem Berufungsverfahren noch zur Rechenschaft ziehen. Sie wirft ihm vor, im Juli 1987 ein Paar aus Baden-Württemberg brutal angegriffen und den Mann getötet zu haben. Tatort war die Ostseefähre »Viking Sally«, die später unter dem Namen »Estonia« sank.

Die finnische Nachrichtenagentur STT berichtet nun über die Berufung, nachdem die Einspruchsfrist zu dem Urteil vom 30. Juni am Donnerstag abgelaufen ist. Das »Hufvudstadsbladet « hatte bereits vor mehreren Tagen gemeldet, dass die Staatsanwaltschaft den Freispruch überprüfen lassen will. Der schwedischsprachigen Zeitung aus Finnland zufolge hoffen die Ankläger um Heidi Röblom, dass das Berufungsgericht Beweise zulässt, die vor dem Gericht in Turku nicht verwendet werden durften.

Nebenkläger legen auch Rechtsmittel ein

Im Juni hatte das Bezirksgericht H. freigesprochen, der wegen des Mordes und des versuchten Mordes auf dem Hubschrauberdeck der »Viking Sally« in einer Sommernacht im Jahr 1987 angeklagt war . Das deutsche Paar war damals mit der Ostseefähre auf dem Weg von der schwedischen Hauptstadt Stockholm ins finnische Turku gewesen.

Das »Hufvudstadsbladet« meldet unter Berufung auf den Anwalt der Nebenklage, dass auch seine Mandanten gegen das Urteil des Bezirksgerichts Berufung einlegen werden. Sie wollten ihr Rechtsmittel jedoch von der Berufung der Staatsanwaltschaft abhängig machen.

Die beiden Studenten, Klaus S. und Bettina T., hatten in der Sommernacht 1987 an Deck des Schiffes unter freiem Himmel geschlafen, als sie brutal attackiert wurden. Der damals 20 Jahre alte Mann starb, die 22-jährige Frau überlebte schwer verletzt.

H. hatte in dem Verfahren stets seine Unschuld beteuert. Wann sich ein Gericht erneut mit dem Fall befassen wird, ist bislang unklar.

apr/dpa
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