#MeToo-Skandal in den Niederlanden Mutmaßliche sexuelle Übergriffe bei »Voice of Holland« – Staatsanwaltschaft ermittelt

Zahlreiche Frauen warfen Mitarbeitern der Show »The Voice of Holland« übergriffiges Verhalten vor. Ermittler wollen die Vorwürfe nun sorgfältig prüfen.
Logo von »Voice of Holland«: »Mögliche strafrechtliche Verstöße«

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Foto: Koen Van Weel / dpa

Nach Vorwürfen sexueller Übergriffe im Umfeld der niederländischen Talentshow »The Voice of Holland« hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen eine Reihe von Verdächtigen eingeleitet. Insgesamt hätten fünf Zeugen »mögliche strafrechtliche Verstöße« gemeldet, die von vier Personen begangen worden seien, teilt die Staatsanwaltschaft mit . Die vier würden nun als Verdächtige geführt.

Die Staatsanwaltschaft erklärt, die Ermittler würden die Vorwürfe sorgfältig untersuchen und verschiedene Zeugen sowie die Verdächtigen anhören: »Dies dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen.«

Die Enthüllungen führten zum Ende der beliebten Castingshow in den Niederlanden. Der Skandal um die Sendung war die bis dahin größte #MeToo-Affäre in den niederländischen Medien.

Mehrere Frauen berichteten damals im Rundfunk-Programm »Boos«  von übergriffigem Verhalten und Machtmissbrauch. Die Vorwürfe richteten sich gegen mehrere Männer, darunter Jeroen Rietbergen, den Bandleader der Show. Rietbergen räumte daraufhin ein, sexuellen Kontakt mit einigen an der Sendung beteiligten Frauen gehabt und Textnachrichten mit sexuellem Inhalt verschickt zu haben. Den betroffenen Frauen bot er öffentlich eine Entschuldigung an.

Vorwurf der Vergewaltigung

Eine ehemalige Kandidatin der Show warf zudem dem Ex-Juror Ali B. Vergewaltigung vor. Gegen ihn liegen nach Angaben der niederländischen Nachrichtenagentur ANP nun drei Anzeigen vor. Demnach weist er aber alle Vorwürfe zurück.

Als der Skandal öffentlich geworden war, erhoben Frauen auch Vorwürfe gegen einen damaligen Regisseur sowie den populären niederländischen Sänger Marco Borsato. Borsato wies die Anschuldigungen zurück.

Der Medienunternehmer und langjährige Produzent John de Mol hatte sich schockiert über den Skandal geäußert. Er habe seit 2019 aber von einem Fall gewusst, so de Mol. Im Frühjahr 2019 habe eine Kandidatin über sexuelle Anspielungen und Avancen des Bandleaders Rietbergen geklagt. »Ich bin furchtbar wütend geworden«, sagte de Mol. Er habe Rietbergen mit dem Rauswurf gedroht. De Mol hatte das Format entwickelt und bis Ende 2019 produziert.

Der Musiker Rietbergen war Lebenspartner von de Mols Schwester Linda. Die prominente TV-Moderatorin hat die Beziehung inzwischen beendet.

ptz/AFP
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