Volkmarsen in Hessen Autofahrer soll absichtlich in Karnevalsumzug gefahren sein

Einsatzfahrzeuge in Volkmarsen in Hessen
Foto: Uwe Zucchi/ dpaIm nordhessischen Volkmarsen ist ein Mann mit einem Mercedes-Kombi während eines Rosenmontagsumzugs in eine Menschenmenge gefahren. Die Polizei geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass der Fahrer absichtlich handelte. Laut einem Sprecher der Polizei Nordhessen gibt es etwa 30 Verletzte, darunter Schwerverletzte und Kinder.
Zu den Hintergründen und möglichen Motiven gibt es bislang keine gesicherten Erkenntnisse. Die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main zog die Ermittlungen wegen der besonderen Bedeutung des Falls an sich. Man ermittele wegen eines versuchten Tötungsdelikts, wie ein Behördensprecher sagte. Zum Motiv könne man nichts sagen: "Wir ermitteln in alle Richtungen."
Bei dem Fahrer soll es sich um einen 29-jährigen Deutschen aus Volkmarsen handeln. Er war SPIEGEL-Informationen zufolge bislang nicht als Extremist aufgefallen. Dem hessischen Innenministerium zufolge ist der Mann derzeit nicht vernehmungsfähig. Laut SPIEGEL-Informationen ist in Ermittlerkreisen von erheblichem Alkoholkonsum des Fahrers die Rede.
SPIEGEL-Redakteur Dennis Deuermeier ist vor Ort in Volkmarsen. Er berichtet von weiträumigen Absperrungen am Ort des Vorfalls. Es gibt demnach ein Zelt, in dem offenbar Verletzte versorgt werden. Zudem hätten Hubschrauber bereits mehrere Verletzte abtransportiert.
Aktuell gibt es widersprüchliche Einschätzungen auch vonseiten der Polizei zu dem Vorfall. Ein Sprecher der Polizei Nordhessen wies Berichte zurück, wonach Behörden von einem Anschlag ausgehen. Er könne nicht bestätigen, dass es sich bei dem Vorfall um Absicht gehandelt habe, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Nordhessen in Kassel.
"Aufgrund der Situation vor Ort kann ein Anschlag gegenwärtig nicht ausgeschlossen werden", erklärte dagegen das hessische Innenministerium.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sagte, die Hintergründe der Tat seien bisher noch unklar. "Ich bitte darum, nicht über mögliche Motive zu spekulieren", so der CDU-Politiker.
Gleichwohl war in der entsprechenden Pressemitteilung der Landesregierung von einem "Anschlag" die Rede: Bouffier erklärte, er sei tief betroffen "vom Anschlag" im nordhessischen Volkmarsen. Er sei mit seinen Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen und Freunden und wünsche allen eine schnelle und vollständige Genesung.
Polizeipräsenz in ganz Hessen verstärkt
Nach den bisherigen Erkenntnissen des hessischen Innenministeriums fuhr der Mann mit hoher Geschwindigkeit. Die Polizei war nach dem Vorfall mit einem großen Aufgebot vor Ort. Es wurde umgehend eine "Besondere Aufbauorganisation" im Polizeipräsidium Frankfurt eingesetzt, von dort wird die Lage geführt. Aus Sicherheitsgründen sollten am Montag keine weiteren Faschingsumzüge in Hessen mehr stattfinden. Die polizeiliche Präsenz wurde hessenweit verstärkt.
Die Zeitung "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" berichtete, Zeugen hätten geschildert, der Fahrer habe die Absperrung umgangen und sei dann mit Vollgas auf die Menschenmenge zugefahren.
Es gebe zurzeit keine Hinweise auf eine Gefährdungslage an anderen Orten, teilte die Polizei auf Twitter mit.