

Mannheim - Der Schweizer hatte von Haftprüfungstermin zu Haftprüfungstermin gehofft, nun wird er bis September sicher in U-Haft bleiben müssen: Jörg Kachelmann muss sich vor Gericht wegen Vergewaltigung verantworten. Das gab das Landgericht Mannheim am Freitag bekannt und eröffnete damit das Hauptverfahren gegen den 51-Jährigen.
Der Prozess wegen Vergewaltigung und Körperverletzung soll demnach am 6. September beginnen und bis zum 27. Oktober dauern. Die Anklage der Staatsanwaltschaft sei unverändert zur Hauptverhandlung zugelassen worden, hieß es.
Demnach legen die Ermittler Kachelmann Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall und Körperverletzung zur Last. Er soll seine 37-Jährige Ex-Freundin Anfang Februar in deren Schwetzinger Wohnung mit einem Messer leicht am Hals verletzt und vergewaltigt haben.
Kachelmann sitzt seit dem 20. März wegen des Verdachts der Vergewaltigung seiner Ex-Freundin in Untersuchungshaft. Er bestreitet die Vorwürfe.
Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.
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Kachelmann vor dem Logo der Unwetterzentrale seines Unternehmens Meteomedia: Der 51-Jährige wurde als TV-Wetterexperte populär.
Die Staatsanwaltschaft Mannheim erhob Anklage gegen den TV-Moderator. Dem 51-Jährigen wird vorgeworfen, seine frühere Freundin vergewaltigt zu haben.
Der Moderator sitzt seit dem 20. März in der JVA Mannheim in Untersuchungshaft. Die Polizei nahm den Journalisten und Moderator am Frankfurter Flughafen bei der Einreise aufgrund eines Haftbefehls fest.
Kachelmann steigt am 24. März im Hof des Amtsgerichts Mannheimin in einen Gefangenentransporter. Zuvor war er dem Haftrichter vorgeführt worden.
Jörg Kachelmann (Mitte) mit seinem Anwalt Reinhard Birkenstock vor dem Mannheimer Amtsgericht: Unschuld belegt?
Kachelmann (Archivbild von 2007): Anfang Juni wurden Details über Gutachten bekannt, die den Moderator entlasten könnten. Die Aussagen seiner Ex-Freundin, wonach Kachelmann sie in der Nacht zum 9. Februar vergewaltigt haben soll, weisen einem Gutachten zufolge eklatante Mängel auf, wie der SPIEGEL berichtete.
Der Wettermann beteuert seine Unschuld.
Kachelmanns Anwälte weisen die Vorwürfe als "frei erfunden" zurück.
Außer einem Strafverteidiger beschäftigt sich auch ein Medienanwalt im Auftrag von Kachelmann mit dem Fall: Ralf Höcker ist selbst ein bekanntes TV-Gesicht. Besonders angetan haben es ihm Rechtsirrtümer, also das Alltagswissen und -unwissen über Recht und Unrecht.
Kachelmann machte sein Hobby, die Meteorologie, 1991 zum Beruf. Er gründete in Bächli bei St. Gallen den Wetterdienst Meteomedia, der SWR engagierte den autodidaktisch ausgebildeten Meteorologen als "Wettermän". Mit dem Start des ARD-Frühstücksfernsehens im Jahr 1992 begann seine Fernsehkarriere.
Im März 1996 präsentierte Kachelmann das Logo des TV-Wetterkanals. Der ARD-Wettermann war das Zugpferd. Am 29. Januar 1998 stellte der Düsseldorfer Fernsehsender seinen Sendebetrieb bis auf weiteres ein.
Kachelmann versuchte sich auch in der TV-Unterhaltung: Seit 1997 moderierte er einige Jahre lang mit Unterbrechungen die MDR-Talkshow "Riverboat". Im Januar 2007 posierte er mit seinen Moderationskollegen Jan Hofer und Andrea Kiewel.
Keinen Erfolg hatte Kachelmann als Quizmaster, als er 1998 die Neuauflage der legendären Show "Einer wird gewinnen" übernahm, die Hans Joachim Kulenkampff berühmt gemacht hatte. In einer Sendung im Mai 1998 benutzte er einen sogenannten Pümpel als Mikro. Schauspieler Wolfgang Fierek und eine Mitwirkende schauten vergnügt zu.
Im Februar 1998 stellt der Wettermann auf der Spielwarenmesse in Nürnberg den Experimentierkasten "Kachelmanns Wetterstation" vor.
Im April 2000 eröffnete er zusammen mit Axel Schnohr (links) auf der Nordseeinsel Borkum sein viertes Wetterstudio. Schnohr sollte dort für die Meteomedia AG Wetterdaten sammeln und in der ARD im Morgenmagazin und im Abendprogramm seine Prognose abgeben.
Der "TV-Wetterfrosch" demonstrierte im Oktober 2000 dem damaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) auf der Ostseeinsel Vilm ein Temperaturmessgerät.
Im Juni 2002 weihte er zusammen mit dem Leiter des World Wildlife Fund (WWF) für Vorpommern, Jochen Lamp, auf Rügen eine neue automatische Wetterstation ein. Von dort werden stündlich Daten über Temperatur, Windstärke, Niederschlagsmengen und Sonnenscheindauer von Kachelmanns Firma Meteomedia gemessen und ausgewertet.
Ein Tausendsassa: Auch als Autor ist Kachelmann tätig. Im Oktober 2002 präsentierte er auf der Frankfurter Buchmesse sein neues Buch "Die große Flut".
Bei der Arbeit: Kachelmann bereitet einen Niederschlagsmessbehälter vor. Auf dem Freiburger Hausberg Schauinsland setzte er im Oktober 2002 eine weitere Messstation in Betrieb und erweiterte damit das Messnetz von Meteomedia.
Kachelmann im Meteomedia-Büro in Bochum: Er baute das Unternehmen zu einem der größten privaten Wetterdienstleister in Europa aus, mit inzwischen rund 120 Mitarbeitern. Meteomedia produziert unter anderem die Wetterberichte für verschiedene Anstalten der ARD.