Urteil in Toronto
Lebenslange Haft für Webcam-Mörder
Per Videochat musste ihr Freund miterleben, wie die chinesische Studentin Qian L. missbraucht und getötet wurde. Jetzt hat ein Gericht in Toronto den Täter zu lebenslanger Haft verurteilt. Zum Prozess waren auch die Eltern des Opfers angereist.
Toronto - Im Fall des sogenannten Webcam-Mordes von Toronto ist der 32-jährige Angeklagte zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Nach vierstündiger Beratung sahen es die Geschworenen als erwiesen an, dass Brian D. die Studentin Qian L. in ihrer Wohnung umbrachte. Zur Bewährung kann die Strafe frühestens in 25 Jahren ausgesetzt werden.
Aufsehen hatte der Fall aus dem Jahr 2011 vor allem deshalb erregt, weil der Freund des Opfers die Tat per Webcam zum Teil mitansehen musste. Laut Staatsanwältin Christine Pirraglia hatte sich das Paar gerade per Videochat unterhalten, als Qian L. die Tür ihres Apartments öffnete. Über die Webcam sah der junge Chinese, wie seine Freundin von einem Mann bedrängt wurde und schließlich in Richung Bett gestoßen wurde.
Xian M. konnte nach Schilderungen der Staatsanwaltschaft danach nur noch hören, wie seine Freundin "nein" schrie - auf Englisch und auf Mandarin. Schließlich sei sie verstummt. Der Mann sei danach zum Computer gegangen und habe ihn ausgeschaltet. Das letzte Bild, das die Webcam sendete, soll den Angreifer von der Hüfte abwärts nackt gezeigt haben. Wenige Stunden später wurde Qian L. tot in ihrem Apartment gefunden.
"Wir sind immer noch sehr traurig"
Zum Prozess gegen Brian D. waren die Eltern des Opfers aus China angereist. Unter Tränen ließ sich Vater Jian Hui L. das Urteil von einem Dolmetscher übersetzen. "Wir sind immer noch sehr traurig", sagte er, während sich seine Frau leise weinend an ein Bild der Tochter klammerte.
Brian D. hatte während der Verhandlung angeboten, sich des Totschlags schuldig zu bekennen. Die Staatsanwaltschaft lehnte allerdings ab und verfolgte stattdessen den schwerer wiegenden Tatvorwurf des Mordes. Überführt wurde D. mit Hilfe eines DNA-Vergleichs. Die belastenden Aufnahmen der Webcam waren hingegen nicht aufgezeichnet worden.
Der Veurteilte hatte ein Apartment im selben Gebäude wie Qian L. bewohnt. Ob er gegen das Urteil Berufung einlegen wird, ist noch unklar.