Weltjugendtag Verdächtige räumen Anschlagsabsicht ein
Nordhausen/Köln - Die drei 15, 18 und 21 Jahre alten Tatverdächtigen wollten nach Aussage eines der Beschuldigten ein Zelt in dem Jugendlager, in dem sich etwa 2000 Jugendliche aus rund 40 Ländern aufhielten, mit einer brennbaren Flüssigkeit anzünden. Die drei vermummten und dunkel gekleideten Jugendlichen hatten in der Nacht zum Freitag in dem Jugendcamp in Volkenroda, das von der aus Frankreich kommenden Glaubensgemeinschaft Chemin Neuf organisiert wurde, zunächst randaliert und mit einem Luftgewehr geschossen. Das Geschoss blieb in einer Zeltstange stecken. Anschließend flüchteten die Täter.
In der Wohnung eines Beschuldigten füllten sie eine Weinflasche mit einer brennbaren Flüssigkeit und fuhren erneut Richtung Jugendcamp. Auf dem Weg dorthin wurden sie dann von der Polizei festgenommen. Bei Durchsuchungen fanden die Beamten neben einem Luftgewehr, drei Sturmhauben und dem Molotow-Cocktail auch eine Reichskriegsflagge - ein Indiz für einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat. Zwei Beschuldigte bestritten bisher laut Staatsanwaltschaft, einen Brandanschlag geplant zu haben.
Der Haftrichter am Amtsgericht Heiligenstadt setzte den von der Staatsanwaltschaft erlassenen Haftbefehl am Samstag zunächst wieder außer Vollzug. Die Tatverdächtigen müssen sich regelmäßig bei der Polizei melden. Gegen sie wird wegen Sachbeschädigung, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Fahrens unter Alkoholeinfluss ermittelt. Einer der Tatverdächtigen ist bereits wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz polizeilich bekannt.
Schatten auf den Weltjugendtag
Die Katholische Kirche äußerte sich bestürzt über den Vorfall. Die Tat sei auf das Entschiedenste zu verurteilen, erklärte ein Sprecher des Bistums Erfurt. Die Tat werfe einen Schatten auf den Weltjugendtag, werde aber weder die Tage der Begegnung in Thüringen noch den Weltjugendtag in Köln verdunkeln oder gar verhindern.
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) sieht den bevorstehenden Deutschland-Besuch des Papstes als Herausforderung für die Sicherheitsorgane. Er betonte jedoch: "Einen Papst hinter Panzerglas wird es nicht geben." Benedikt XVI. werde während seines Besuchs beim Weltjugendtag trotz der erwarteten Menschenmassen nicht komplett abgeschirmt. Er erwarte, dass alles gut gehen werde, sagte Schily der Zeitung "Die Welt". Der Papst sei für islamische Terroristen kein besonders symbolisches Ziel.
Benedikt XVI. ermutigte unterdessen die Jugend zum Einsatz für eine menschlichere Welt im Vertrauen auf Gott. "Die Kirche ist jung", das zeige sich auf eindrucksvolle Weise bei den Weltjugendtagen, betonte der Papst laut der Nachrichtenagentur KNA in einem Beitrag für die Sonderausgabe der deutschsprachigen Zeitung "Osservatore Romano". Es sei ein besonderes Geschenk und Gnade Gottes, dass er schon wenige Monate nach Beginn seines Pontifikats diese Tradition der Weltjugendtage weiterführen könne.
Brückenschlag zwischen Christen und Juden
Für den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, stellt der Papst-Besuch in Deutschland aber auch einen weiteren Brückenschlag zwischen Christen und Juden dar. Der am Rande des Weltjugendtages geplante Besuch des Papstes in der Kölner Synagoge sei ein Zeichen des großen Respekts vor den Juden, mit denen die Christen ein unermessliches religiöses Erbe verbinde, sagte Lehmann der "Rheinischen Post". Damit ist Benedikt XVI. erst das zweite katholische Kirchenoberhaupt, das ein jüdisches Gotteshaus besucht und zugleich der erste, der im Land des Holocaust eine Synagoge betritt.