Wisconsin Familie von Jacob Blake befürchtet Querschnittslähmung nach Polizeischüssen

Mutter von Jacob Blake (2.v.r.): "Wenn Jacob wüsste, was an Gewalt und Zerstörung passiert, wäre er sehr unerfreut"
Foto: Kamil Krzaczynski / AFPDer Fall Jacob Blake erschüttert die USA, auch für die Nacht auf Mittwoch sind wieder Ausschreitungen zu befürchten. Die Mutter des in den USA durch Polizeischüsse in den Rücken schwer verletzten Afroamerikaners hat nun zu friedlichen Protesten aufgerufen. Sie habe in Kenosha "viele Schäden" gesehen, sagte Julia Jackson am Dienstag.
Zuvor war es in der Stadt im Bundesstaat Wisconsin zwei Nächte in Folge zu Ausschreitungen gekommen. Diese Vorfälle spiegelten "nicht das wider, was mein Sohn und meine Familie sind", so Jackson.
"Wenn Jacob wüsste, was an Gewalt und Zerstörung passiert, wäre er sehr unerfreut", sagte sie weiter. Ein Polizist hatte am Sonntag sieben Mal aus nächster Nähe auf den Familienvater geschossen, als er in sein Auto einsteigen wollte. Vier Kugeln trafen Blake, der nach bisherigem Stand der Ermittlungen unbewaffnet war. Drei seiner Söhne im Alter von drei, fünf und acht Jahren sahen den Vorfall vom Rücksitz des Autos mit an.
Blakes Familie erklärte, der 29-Jährige sei von der Hüfte abwärts gelähmt und werde womöglich nie wieder laufen können. Nach Angaben seiner Anwälte durchschlugen Kugeln Blakes Wirbelsäule, seinen Magen, seine Leber und einen Arm. "Die jetzige medizinische Diagnose ist, dass er gelähmt ist", sagte der Menschenrechtsanwalt Ben Crump. "Es wird ein Wunder nötig sein, damit Jacob Blake junior jemals wieder laufen wird."
Blakes Vater warf der Polizei einen "sinnlosen Mordversuch" vor. "Sie haben sieben Mal auf meinen Sohn geschossen, als ob er nichts zählt. Aber mein Sohn zählt. Er ist ein Mensch."
Beamte wurden suspendiert, der Notstand gilt
Die genauen Hintergründe des auf einem Handyvideo festgehaltenen Vorfalls sind unklar. Offenbar wollte Blake einen Streit zwischen zwei Frauen schlichten, als die Polizei eintraf. Die beteiligten Beamten wurden suspendiert, die Kriminalpolizei ermittelt.
Der erneute Fall von Polizeigewalt drei Monate nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis hat für weitverbreitete Empörung gesorgt. Nach den Polizeischüssen lieferten sich Demonstranten und Sicherheitskräfte in Kenosha zwei Abende in Folge Auseinandersetzungen. Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt und Gebäude beschädigt. Die Nationalgarde wurde einberufen und der Notstand verhängt.
Für Freitag ist in der Hauptstadt Washington ein großer Marsch gegen Polizeigewalt gegen Schwarze geplant. Er findet am Jahrestag der berühmten Rede "I Have a Dream" ("Ich habe einen Traum") des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King statt. King hielt die Rede am 28. August 1963.