Nach tödlichen Schüssen in Wisconsin Sechs Anklagepunkte gegen 17-Jährigen

Zwei Menschen starben am Mittwoch auf den Straßen von Kenosha - Videoaufnahmen zeigen einen jungen Mann mit Sturmgewehr als möglichen Täter. Nun liegt die Anklage vor, ihm droht lebenslange Haft.
Polizeifahrzeug vor dem Haus des mutmaßlichen Täters in Antioch (Illinois)

Polizeifahrzeug vor dem Haus des mutmaßlichen Täters in Antioch (Illinois)

Foto: STEPHEN MATUREN / REUTERS

Nach tödlichen Schüssen bei Protesten in der US-Stadt Kenosha ist ein 17-Jähriger wegen zweifachen Mordes (first degree intentional homicide) angeklagt worden. Ihm werden außerdem unter anderem ein Mordversuch und unerlaubter Waffenbesitz sowie weitere Vergehen zur Last gelegt, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Bei einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

In Kenosha waren in der Nacht zum Mittwoch zwei Menschen getötet und einer verletzt worden. Zumindest der Zwischenfall, bei dem eine Person erschossen und eine weitere verletzt wurde, ist auf Video festgehalten.

Auf den Videoaufnahmen ist der Teenager mit einem Sturmgewehr zu sehen. Nach der Tat war er in seinen benachbarten Heimatstaat Illinois geflüchtet, wo ihn die Polizei später festnahm. Dort sitzt er auch in Untersuchungshaft.

DER SPIEGEL

Jacob Blake laut Familie in Handschellen im Krankenhaus

Die Proteste in Kenosha waren nach Schüssen in den Rücken eines schwarzen Amerikaners bei einem Polizeieinsatz am Sonntag ausgebrochen. Dabei kam es auch zu Gewalttaten - Gebäude und Autos wurden angezündet. Der 17-Jährige stieß laut Augenzeugenberichten und im Netz veröffentlichten Videos zu einer Gruppe bewaffneter Zivilisten, die erklärten, Eigentum beschützen zu wollen.

In der Nacht auf Donnerstag blieb es in Kenosha weitgehend ruhig, wie der Sheriff und der Polizeichef der Stadt sagten. Zugleich teilte die Polizei mit, dass sie mehrere Personen aus einem anderen Bundesstaat festgenommen habe, weil sie den Verdacht hatte, dass diese Menschen "kriminelle Aktivitäten" am Rande der Proteste planten.

Der am Sonntag bei dem Polizeieinsatz von sieben Kugeln schwer verletzte Familienvater Jacob Blake ist im Krankenhaus bei Bewusstsein, wie sein Vater der Zeitung "Chicago Sun-Times" sagte. Obwohl er von der Hüfte ab gelähmt sei, werde er mit Handschellen ans Bett gebunden, kritisierte Jacob Blake Senior.

Ermittler fanden Messer im Auto, waren aber offenbar vorgewarnt

Auf einem Video von dem Polizeieinsatz ist zu sehen, wie Blake zu seinem Auto geht, gefolgt von zwei Polizisten mit gezückten Waffen. Eine der Waffen ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür öffnet und sich ins Auto beugt, fallen die Schüsse. In dem Auto saßen Blakes Kinder im Alter von drei, fünf und acht Jahren.

Blake habe ein Messer in seinem Fahrzeug gehabt, hatte der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Wisconsin, Joshua Kaul, am Mittwoch gesagt. Das Messer sei auf dem Boden des Innenraums auf der Fahrerseite sichergestellt worden. Der Mann habe den Polizisten zuvor "zu einem bestimmten Zeitpunkt" gesagt, dass er ein Messer habe, sagte Kaul. In dem Auto seien keine weiteren Waffen gefunden worden.

Kaul machte keine weiteren Angaben zum Ablauf des Zwischenfalls. Die Polizisten in Kenosha tragen noch keine Kameras am Körper. Der von Augenzeugen auf Video festgehaltene Ablauf des Zwischenfalls hatte Vorwürfe ungerechtfertigter Polizeigewalt ausgelöst.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten