Bayerns Innenminister »Eklatanter Verdacht« auf islamistischen Hintergrund bei Attacke von Würzburg

Polizeieinsatz in Würzburg am Wochenende
Foto: Karl-Josef Hildenbrand / dpaZuletzt hatten sich die Anzeichen auf eine islamistische Gesinnung bei dem Messerangreifer von Würzburg verdichtet. Wie der SPIEGEL berichtet hatte , sprach Abdirahman J. nach der Tat von seinem Beitrag zum »Dschihad«. Nun hat sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) geäußert. Er sieht einen »eklatanten Verdacht« auf einen islamistischen Hintergrund.
»Es spricht sehr viel, angesichts dessen, was wir aufgefunden haben, dafür, dass es sich um eine islamistisch motivierte Tat handeln könnte«, sagte Herrmann am Sonntagabend der »Bild«-Zeitung.
So habe man bei der Durchsuchung der Unterkunft des 24-jährigen Somaliers einiges gefunden, was auf islamistisches Propagandamaterial hinweisen könnte. Man müsse aber jetzt die weiteren Ermittlungen abwarten, vor allem die Auswertung zweier Handys.
Der Mann hatte am Freitag drei Frauen erstochen und sieben Menschen verletzt, fünf davon lebensgefährlich. Er ist nun in Untersuchungshaft. Unklar ist, inwieweit die Psyche des wiederholt psychisch auffälligen Mannes eine Rolle spielte.
Ermittler hatten in dem Obdachlosenheim, in dem der Mann lebte, Material gefunden, das Hassbotschaften enthalten soll. Es wurde sichergestellt. Für die Auswertung müssen die Unterlagen aber erst übersetzt werden, ebenso wie Nachrichten auf Handys.
Die bayerische Stadt hat mit einem Trauergottesdienst der Opfer gedacht. Das Geschehen bleibe »unfassbar sinnlos«, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Würzburger Dom. Der Ministerpräsident erinnerte auch daran, dass Menschen mit Migrationshintergrund sich dem Täter spontan entgegenstellten. Deutschland habe gegenüber jedem, der sich für dieses Land und seine Bürger einsetze, ein »Schutzversprechen« abgegeben, sagte Söder. Dieses gelte unabhängig vom Ort der Geburt. Würzburgs Bischof Franz Jung rief die Anwesenden auf, nach der Tat die »Hoffnung auf Versöhnung und Frieden« wachzuhalten.
Kriminalbeamte fordern mehr psychiatrische Betreuung
Mit Blick auf den Angriff hat der Bund der deutschen Kriminalbeamten (BDK) einen Ausbau der psychiatrischen Behandlungskapazitäten gefordert. Knapp ein Drittel der allein handelnden Attentäter der Jahre 2000 bis 2015 sei psychisch krank gewesen, sagte der Bundeschef der Polizeigewerkschaft, Sebastian Fiedler, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der Fachkräftemangel in den Psychiatrien müsse von der Bundesregierung dringend gelöst werden. Der mutmaßliche Täter befand sich wegen psychischer Auffälligkeiten bereits zuvor zweimal in einer Fachklinik.
»Wer an bestimmten Arten von Schizophrenie leidet, trägt ein erhebliches Risiko in sich, zum Gewalttäter zu werden. Den Menschen muss dringend geholfen werden«, sagte Fiedler. Ein besonderes Problem seien außerdem Menschen, die aufgrund von Kriegserlebnissen psychisch erkrankten. Dabei handele es sich indessen nicht um ein »originäres Thema der Sicherheitsbehörden«, das Problem müsse vielmehr vom Gesundheitssektor angegangen werden.