Der wegen des Zugunglücks von Bad Aibling angeklagte Fahrdienstleiter spielte regelmäßig verbotenerweise im Dienst auf seinem Handy. "Er hat nahezu jedes Mal gespielt", sagte ein Ermittlungsbeamter im Prozess vor dem Landgericht Traunstein.
Der angeklagte Fahrdienstleiter Michael P. hatte zuvor ein Geständnis abgelegt. Der 40-Jährige gab zu, trotz eines Verbots während der Arbeit mit dem Handy gespielt zu haben. Er räumte auch ein, ein Sondersignal gegeben zu haben, das er nicht hätte geben dürfen. Zudem habe er einen Notruf falsch abgesetzt.
P. ließ das Geständnis von seinen Anwälten verlesen. Die Verteidigung ergänzte das Geständnis mit dem Hinweis, dass ihr Mandant eine Verletzung der Sorgfaltspflicht gestanden habe. Es bleibe im Prozess aber zu klären, inwieweit er sich auch pflichtwidrig verhalten habe.
Ein weiterer Polizist sagte als Zeuge, das Zugunglück hätte möglicherweise mit einem technischen Gerät verhindert werden können, das im örtlichen Stellwerk fehlte. Der Beamte sagte, ein sogenannter Empfangsmelder hätte "eine weitere Stütze geben können, dass die Fahrstrecke bereits gesetzt worden ist".
Bei Bad Aibling waren am 9. Februar zwei Nahverkehrszüge der Bayerischen Oberlandbahn auf eingleisiger Strecke zusammengestoßen. Zwölf Menschen starben, 89 wurden verletzt. Michael P. ist wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt.
Michael P. soll die Signale auch falsch gestellt haben, weil er durch ein Handy-Spiel abgelenkt war. Bis kurz vor dem Frontalzusammenstoß soll er auf seinem Smartphone Dungeon Hunter 5 gespielt haben. Dabei geht es um das Töten von Dämonen. Auf Fragen des Gerichts zu seinen Spielgewohnheiten antwortete P. nicht.
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Das Zugunglück von Bad Aibling mit zwölf Toten und mehr als 80 Verletzten geht laut Angaben der Ermittler auf menschliches Versagen zurück. Die Staatsanwaltschaft Traunstein klagte den 40-jährigen Fahrdienstleiter wegen fahrlässiger Tötung in zwölf Fällen und fahrlässiger Körperverletzung in 89 Fällen an.
Das Zugwrack in Oberbayern: Bei dem Unglück waren am 9. Februar zwei Nahverkehrszüge auf der privat betriebenen Meridian-Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim frontal zusammengestoßen.
Zwölf Menschen starben, 89 wurden zum Teil schwer verletzt.
Mehrere Hundert Helfer erlebten einen Einsatz, mit dessen Folgen viele von ihnen noch immer zu kämpfen haben.
Der eine Triebwagen bohrte sich in den anderen, mehrere Waggons kippten zur Seite.
Verkehrsminister Dobrindt sprach damals von einer "schweren Stunde in der Geschichte des Zugverkehrs in Deutschland".
Luftbild vom Unglücksort: Der Unfall gilt als der schwerste in Bayern seit dem verheerenden Frontalzusammenstoß zweier Eilzüge 1975 in Warngau nahe Bad Tölz. Damals starben 41 Menschen, 122 wurden verletzt.
In Bad Aibling waren knapp 700 Einsatzkräfte vor Ort.
Zerstörter Zug: Betroffen waren zwei Meridian-Züge, die von der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) betrieben werden.
Die Unglücksstelle war schwer zugänglich. Rettungskräfte wurden teilweise vom Technischen Hilfswerk auf dem Wasserweg hingebracht.
Rettungskräfte bei Bad Aibling: Wegen der Faschingsferien, so die Polizei, waren die Züge nicht voll besetzt wie an normalen Werktagen.