Kälteschock Chaos auf Deutschlands Straßen

Hamburg - Strenger Frost hat Deutschland zum vierten Advent ein weißes Wochenende beschert und vielen Orten die kälteste Nacht des Jahres mit Temperaturen um minus 30 Grad. Schneefall und Glätte behinderten den Straßen- und Schienenverkehr. Das Winterwetter kostete mindestens sechs Menschen das Leben. Bei Hunderten Unfällen wurden auch viele verletzt. Dichtes Flockentreiben führte am Sonntag dazu, dass Deutschlands drittgrößter Flughafen in Düsseldorf vorübergehend geschlossen werden musste.
Nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia war es in der Nacht zum Sonntag am kältesten im baden-württembergischen Albstadt-Degerfeld mit bis zu minus 30,3 Grad. Die höchste Temperatur verzeichnete Hörnum auf Sylt mit minus 2,2 Grad.
In der Nacht zum Samstag war es an dem als "Eisloch" bekannten Alpengewässer Funtensee sogar minus 33,6 Grad kalt gewesen. Weil am 9. Januar an dem See jedoch sogar minus 36,4 Grad gemessen worden, nannte Meteomedia die Nächte vom Wochenende nicht "die kältesten des Jahres". Mit Blick auf vielerorts minus 20 Grad waren die Nächte jedoch die "verbreitet frostigsten".
Über 1100 Unfälle in Nordrhein-Westfalen
In Rheinland-Pfalz wurde am frühen Sonntagmorgen die tiefste Temperatur verzeichnet, die jemals dort gemessen wurde: In Dill im Hunsrück zeigten die Thermometer minus 26,1 Grad an. In Freiburg im Breisgau war es ebenfalls kälter als je zuvor: minus 22 Grad. Am vierten Advent tagsüber wurden auf Deutschlands höchstem Berg, der fast 3000 Meter hohen Zugspitze, minus 20,9 Grad gemessen - in München dagegen vergleichweise warme 6,3 Minus-Grade.
In Schleswig-Holstein waren bei wetterbedingten Verkehrsunfällen in der Nacht zum Samstag bei Neumünster eine 24 Jahre alte Autofahrerin sowie bei Eutin eine 52 Jahre alte Beifahrerin ums Leben gekommen. In Niedersachsen rutschte auf der Kreisstraße 14 bei Holzminden eine 74-Jährige mit ihrem Auto tödlich gegen einen Baum. In Baden-Württemberg starb eine 18-Jährige, deren Auto in den Gegenverkehr rutschte. In Reilingen stürzte ein 73-Jähriger auf schneebedeckter Fahrbahn mit seinem Fahrrad und schlug tödlich mit dem Kopf auf. In Mannheim erfror ein 46 Jahre alter Obdachloser, der im Freien schlief.
Allein in Nordrhein-Westfalen zählte die Polizei von Freitagabend bis Sonntag mehr als 1100 Unfälle mit etwa hundert Verletzten. In Brandenburg gab es an den drei Tagen fast mehr als 140 Glätteunfälle mit 20 Verletzten.
Wie jedes Jahr seien viele Autofahrer auf den plötzlichen Wintereinbruch nicht vorbereitet gewesen, meine ein Polizeisprecher in Freiburg am Samstag. Die Reisewelle in Richtung Süden hatte am Freitag und Samstag oft gestockt, nachdem in zehn Bundesländern die Weihnachtsferien begonnen hatten.
Trotzdem keine weiße Weihnacht
Nach dem Ausfall mehrerer Lokomotiven wegen des Winterwetters am Wochenende stehen die Eurostar-Züge auch am Montag still. Das teilte das Unternehmen am Sonntag mit. Zugleich vermied es eine Vorhersage über einen planmäßigen Zugverkehr am Dienstag. Bereits am Samstag und Sonntag hatten Zehntausende Menschen auf ihre geplanten Fahrten verzichten müssen. In der Nacht zum Samstag hatten 2000 Menschen stundenlang in feststeckenden Zügen unter dem Kanal ausharren müssen.
Starke Schneefälle behinderten am Sonntag auch den Flugbetrieb in Europa. Wegen einer Schließung der Flughäfen in Brüssel und Amsterdam seien in Frankfurt mehr als 40 Flüge gestrichen worden, sagte der dortige Verkehrsleiter der Nachrichtenagentur DAPD. Betroffen seien 24 Landungen und 17 Abflüge größtenteils mit Zielen in Westeuropa und Nordamerika. In Düsseldorf wurde der Flugbetrieb vorübergehend aus Sicherheitsgründen eingestellt. Etwa 30 ankommende Maschinen wurden auf andere Flughäfen umgeleitet.
Trotz allem: Eine weiße Weihnacht erleben weite Teile Deutschlands laut Wettervorhersage nicht. Das Tief "Vincent" sorgt in den kommenden Tagen für höhere Temperaturen, Regen und überfrierende Nässe, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach berichtete. Bis Heiligabend dürfte sich der Schnee fast überall in Matsch verwandelt haben.