Whiteout-Bedingungen »Can’t see shit«

Ein Mann wagt sich auf Skiern auf die Straße von Amherst im US-Bundesstaat New York
Foto: Brendan Mcdermid / REUTERSTemperaturen im zweistelligen Minusbereich, eisiger Wind, heftige Schneefälle: In weiten Teilen der USA sorgt ein Wintersturm weiterhin für Chaos. Vor allem um die Großen Seen im Nordosten der USA und an der Grenze zu Kanada sind die Zustände lebensbedrohlich. Hunderttausende Haushalte waren ohne Strom. Für viele Menschen bescherte das Sturmtief »Elliott« ein Weihnachtsfest unter Extrembedingungen.
Mit aller Wucht traf der Sturm etwa die Stadt Buffalo, die am Ufer des Eriesees im US-Bundesstaat New York liegt. Heftige Schneefälle und orkanartige Winde sorgten für sogenannte Whiteout-Bedingungen auf den Straßen, bei denen Autofahrer durch die extrem eingeschränkte Sicht die Orientierung verlieren können. Ein Mann filmte, wie er in Kanada versucht, Auto zu fahren. Durch die Windschutzscheibe ist zu erkennen, dass der Fahrer kaum etwas sehen konnte. »Can't see shit« schrieb er dazu, frei übersetzt: »Ich kann nichts sehen.«
If you’re planning to drive Montreal - Toronto today, DONT DO IT. I promise you it’s a 12 hour drive and it’s the craziest thing I’ve ever experienced im my life.
— Michael B (@Lilmikyb) December 24, 2022
COMPLETE whiteout with 0 visibility at times, hundreds of cars in the ditch or stalled, it’s DANGEROUS pic.twitter.com/zomr4hJQZl
Viele Menschen saßen in ihren Wohnungen und Autos fest. Polizei und Feuerwehr konnten zeitweise kaum auf Notrufe reagieren. Allein im Bezirk Erie County starben nach Behördenangaben vom Sonntag sieben Menschen. Am Samstag hätten Rettungskräfte per Telefon bei der Geburt eines Kindes geholfen, schrieb die »New York Times«.
Auf Twitter teilten Menschen ihre Eindrücke von der Kälte und posteten Bilder von den Schnee- und Eismassen.
NEW VIDEO: Snow drifts are reaching the height of SUVs in the Buffalo area as this historic blizzard gradually winds down. Some cars have been abandoned in the middle of roads during the height of the lake-effect snowstorm. #NYwx #snow pic.twitter.com/0v90aofgsX
— WeatherNation (@WeatherNation) December 25, 2022
Die Zahl der Todesopfer stieg weiter an. US-Medien berichteten am Sonntag, durch den Wintersturm seien deutlich mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. Der Sender NBC berichtete unter Berufung auf eine eigene Zählung von mehr als 40 Todesopfern , der Sender ABC von mindestens 39 . Rettungskräfte und Behördenvertreter rechneten mit einer weiter steigenden Zahl an Opfern.
The lake band is still raging, but it's now south of the airport. Here's a view of our office with some rather impressive snow mounds in the foreground. Many (many) cars are still buried throughout the area. pic.twitter.com/owto22GbF6
— NWS Buffalo (@NWSBUFFALO) December 25, 2022
Auf Fernsehbildern waren Straßen zu sehen, die mit einer dicken Eisschicht überzogen waren. Autos und Lkws schlitterten über die Fahrbahn, krachten gegeneinander oder kamen von der Fahrbahn ab.
Hunderttausende Haushalte waren am Wochenende von Stromausfällen betroffen. Am Samstagvormittag (Ortszeit) waren zeitweise mehr als 1,6 Millionen Haushalte ohne Strom, wie die Website PowerOutage zeigte. Die arktische Kältefront brachte auch die Weihnachtspläne von vielen Reisenden durcheinander: Von Freitag bis Sonntag wurden nach Angaben der Flugdaten-Website FlightAware mehr als 10.000 Flüge gestrichen. An vielen Flughäfen herrschte Chaos. Manche wurden vorübergehend geschlossen.
Extreme #blizzard stranding motorists Downtown Buffalo. Family here stranded 7 hours a block from shelter. @bclemms and I escorted to shelter. Seems like survival situations playing out a block or two away in whiteout. Worst blizzard I have ever covered pic.twitter.com/ZvnBR9KeX7
— Reed Timmer, PhD (@ReedTimmerAccu) December 24, 2022
Die Auswirkungen der Kältewelle waren bis in den Süden der USA zu spüren. Ernst wurde die Lage angesichts der gefallenen Temperaturen auch für Migrantinnen und Migranten an der Grenze zu Mexiko, von denen derzeit viele auf den Straßen der Grenzstädte campieren.
Am Sonntag beruhigte sich der Sturm in den meisten Bundesstaaten etwas. Der Wintersturm hatte weite Teile der USA bereits seit dem Vorweihnachtstag im Griff. Mehr als 200 Millionen Menschen hatten Unwetterwarnungen erhalten. Mehrere Bundesstaaten hatten vorsichtshalber den Notstand ausgerufen, unter anderem New York. »Mutter Natur verlangt uns dieses Wochenende alles ab, mit allem, was sie zu bieten hat«, hatte die Gouverneurin von New York, Kathy Hochul, gesagt.