Trump besucht Waldbrand-Orte in Kalifornien – sagt, die Leute hätten mehr Laub fegen sollen

Dieser Beitrag wurde am 18.11.2018 auf bento.de veröffentlicht.
Im US-Bundesstaat Kalifornien verzehren seit Tagen schwere Waldbrände mehrere Ortschaften. Besonders betroffen ist der Ort Paradise im Norden von Kalifornien. Insgesamt 76 Menschen kamen seit vergangener Woche ums Leben, mehr als Tausend werden vermisst.
Nun hat US-Präsident Donald Trump die Gegend in Kalifornien besucht. Und mit unangebrachten Ratschlägen die Helfer vor Ort gegen sich aufgebracht.
Trump hatte einen Wohnwagenpark in Paradise besucht, von dem nur noch Trümmer übrig waren. Inmitten ausgebrannter Autos, verkohlter Öfen und Häuserresten sprach er zur Presse.
Was hat Trump genau gesagt?
Er dankte den Einsatzkräften, sie würden "wie verrückt" gegen die Brände kämpfen. Die Brände hinterließen eine "totale Verwüstung". Gleichzeitig kritisierte er die lokalen Behörden allerdings auch für ihr schlechtes Forstmanagement, das sei ein "sehr großes Problem".
Die Menschen hätten die Waldböden sauber halten und mehr Laub rechen sollen. Er habe sich mit dem finnischen Präsidenten unterhalten, in Finnland gebe es sehr viele Wälder. "Sie verbringen wahnsinnig viel Zeit mit Laubfegen und Saubermachen und die haben solche Probleme nicht."
Hier ist die Szene im Video:
Trump: "You gotta take care of the floors. You know the floors of the forest, very important... I was with the President of Finland... he called it a forest nation and they spent a lot of time on raking and cleaning and doing things and they don't have any problem." pic.twitter.com/cC8syQobdC
— Contemptor (@TheContemptor) November 17, 2018
Trump wiederholt damit seine Kritik von vergangener Woche. Da hatte er bereits getwittert, die Behörden würden die Wälder nicht sauber halten.
Als er von Reportern gefragt wurde, ob das Ausmaß der Zerstörung etwas an seiner Haltung zum Klimawandel geändert habe, verneinte er dies. Der Klimawandel spiele nur eine untergeordnete Rolle bei den Waldbränden. Trump hält den von Menschen verursachten Klimawandel für eine Erfindung – wirtschaftliche Profite stellt er vor Klimaschutz.
Was ist dran an Trumps Vorwürfen?
Nicht viel.
- Was stimmt: Eine gute Forstwirtschaft kann helfen, Waldbrände zu verhindern.
- Was nicht stimmt: Dass die Lage in Kalifornien vergleichbar ist mit Finnland.
Finnland hat viele private Waldgebiete, die Anwohner kümmern sich um die Ordnung. Außerdem gibt es in finnischen Wäldern viele Gewässer und Sumpfgebiete – die Wälder sind nicht so trocken wie in Kalifornien.
Drei weitere Fakten:
- In Kalifornien sind Waldbrände außerdem ein natürliches Phänomen, so wie an anderen Orten Erdbeben oder Gewitter. Sie gehören dazu, um den Wald in Gleichgewicht zu halten. (bento)
- Was die Brände in den vergangenen Jahren hingegen immer schlimmer macht: der Klimawandel. Durch den Klimawandel wird nach Ansicht vieler Forscher das Wetter immer extremer, damit auch die Winde, die die Brände beschleunigen.
- Außerdem bauen die Menschen in Kalifornien immer näher an die Waldgebiete heran. Es kommt in den jüngsten Jahren also auch deshalb zu mehr Katastrophen, weil nun überhaupt erst Anwesen da sind, die in Brand geraten können.
Wie reagierte die örtliche Feuerwehr auf Trumps Kritik?
Mit deutlichen Worten. Schon auf den Tweet reagierte die Feuerwehr von Pasadena mit dem einfachen Satz:
Mr. President, with all due respect, you are wrong. The fires in So. Cal are urban interface fires and have NOTHING to do with forest management. Come to SoCal and learn the facts & help the victims. Scott Austin, Pres IAFF 809. @IAFFNewsDesk https://t.co/d3jY0SeosF
— Pasadena Fire Assn. (@PFA809) November 10, 2018
Auch Kaliforniens Feuerwehrverband hebelte Trumps Kritik aus und erklärte, die Brände entstünden und verbreiteten sich nicht nur in Forstgebieten – sondern auch in gepflegten Wohngebieten.
Und was sie Trump auch mit auf den Weg gaben: Die Mehrheit der kalifornischen Wälder, fast 60 Prozent, sind unter Bundeskontrolle.
Soll heißen: Wenn einer hätte Laub fegen müssen, dann Trump. Nicht die Kalifornier.
Mit Material von dpa