Karibik Monster-Hurrikan Dean tobt über Yucatán
Tulum/Mexiko - Mit all seiner zerstörerischen Kraft ist Hurrikan "Dean" auf die Küste der mexikanischen Halbinsel Yucatán geprallt. Wie das Nationale Hurrikanzentrum der USA mitteilte, traf das Zentrum des Sturms in den frühen Morgenstunden mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Stundenkilometern und Böen von mehr als 300 Stundenkilometern auf die Küste des Bundesstaats Quintana Roo.
Über Yucatán schwächte sich Dean etwas ab und wurde vom US-Hurrikan-Zentrum von der höchsten Kategorie fünf auf drei zurückgestuft, erreichte aber immer noch Spitzengeschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern.
Tausende Urlauber waren bereits in den vergangenen Tagen vor dem heranrückenden Sturm geflüchtet. Am stärksten gefährdet sind die Maya-Indianer Yucatáns, die in kleinen Siedlungen zumeist in Holzhütten leben. Meteorologen rechnen mit einer vier bis sechs Meter hohen Sturmflut und heftigen Regenfällen, die im Tiefland der Halbinsel voraussichtlich zu schweren Überschwemmungen führen werden.
Der mexikanische Präsident Felipe Calderón, der zur Zeit beim Dreiergipfel in Kanada seinen US-Kollegen George W. Bush und den kanadischen Ministerpräsidenten Stephen Harper trifft, kündigte an, seinen Besuch vorzeitig beenden zu wollen.
Die Sturmwarnung für Yucatán erstreckte sich über die gesamte Ostküste der Halbinsel, von Cancún im Norden bis Belize sowie auf Teile der Westküste. Tausende von Touristen in den Ferienzentren von Yucatán ergriffen die Flucht.
Auf dem Weg von Jamaika und den Cayman-Inseln verstärkte sich noch die Wucht des bedrohlichen Frontensystems, so dass der Hurrikan die höchste Kategorie 5 erreichte, die bei 249 Kilometern in der Stunde beginnt. Zwölf Menschen sollen nach ersten Berichten bislang durch den Hurrikan gestorben sein.
Die staatliche Ölgesellschaft PeMex brachte mehr als 18.000 Arbeiter im Sicherheit. Evakuiert wurden unter anderem die Förderanlagen im Ölfeld Cantarell. In Belize wurden die Ferienorte Caye Caulker und Ambergris Caye evakuiert. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die tief gelegenen Küstenregionen zu verlassen. Drei Krankenhäuser in der Stadt Belize wurden geräumt und nach Belmopan gebracht - diese Stadt wurde nach dem schweren Hurrikan "Hattie" im Jahr 1961 gegründet.
Bürgermeisterin Zenaida Moya rief alle 50.000 Bewohner der Stadt Belize auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die Stadt habe nicht genug Schutzräume, um dem Hurrikan zu widerstehen.
Es wird erwartet, dass "Dean" auf seinem weiteren Weg nach Westen in den Golf von Campeche gelangt. Auch im US-Staat Texas wurden Vorkehrungen für eine mögliche Ankunft des Hurrikans getroffen. Auf der Ferieninsel South Padre wurden Sandsäcke ausgegeben. "Unsere Aufgabe ist sehr einfach", sagte der Leiter der Katastrophenschutzbehörde im Bezirk Cameron, Johnny Cavazos. "Wir müssen die Leute aus der Kill-Zone herausbekommen."
Der bislang schwerste Hurrikan in Lateinamerika war 1998 der Wirbelsturm "Mitch". Damals kamen rund 11.000 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen in Honduras und Nicaragua.
pad/AP/AFP
Orkan, Hurrikan, Zyklon und Taifun
Orkan, Hurrikan, Zyklon und Taifun sind im Grunde das gleiche Wetterphänomen. Bei allen vieren handelt es sich um Wirbelstürme, die entstehen, wenn sich um ein großes Tiefdruckgebiet ein Sturmfeld bildet. Je nach Stärke und Größe kann es erhebliche Verwüstungen anrichten.
Ein Orkan entsteht, wenn kalte Luft vom Nordpol auf warme Luft aus dem Süden trifft. An der Grenze, der sogenannten Polarfront, ziehen die Luftmassen aneinander vorbei. Dabei können Drehbewegungen entstehen, in deren Zentrum der Luftdruck stark abfällt und Tiefdruckwirbel mit starken Winden ausgelöst werden.
Tropische Wirbelstürme entstehen dagegen über aufgeheizten Wassermassen im Ozean. Die aufsteigende Luft erzeugt einen Unterdruck, der Luft aus der Umgebung ansaugt. Dieser Kamineffekt wird durch das warme Wasser weiter befeuert. Die Luftmassen werden durch die sogenannte Corioliskraft, die aus der Erdrotation entsteht, in Drehung versetzt.
Von Orkanen sprechen Seefahrer und Meteorologen ab Windstärke zwölf, dem höchsten Wert auf der nach dem britischen Admiral Francis Beaufort benannten Beaufort-Skala. Sie entspricht einer Geschwindigkeit von 117,7 Kilometern pro Stunde oder 64 Knoten. Solche Winde können nicht nur in Tiefdruckgebieten wie etwa "Kyrill", sondern auch örtlich begrenzt in Tornados auftreten.
Während der Begriff Orkan früher zusammenfassend für alle diese Phänomene benutzt wurde, bezeichnet er heute meist nur noch die Windstärke bei Stürmen in Europa. Ein tropischer Wirbelsturm wird dagegen Hurrikan oder Taifun genannt - je nachdem, ob er sich im Atlantik, dem Nordpazifik oder in der Karibik entwickelt und so zum Hurrikan wird oder aber im nordwestlichen Pazifik wütet und dann als Taifun gilt. Im Indischen Ozean wiederum wird ein Wirbelsturm auch Zyklon genannt.
Tropische Wirbelstürme entwickeln höhere Windgeschwindigkeiten als Winterstürme. Letztere besitzen dagegen breitere Sturmfelder und bewegen sich schneller fort, manchmal bis zu 2000 Kilometer pro Tag.
Wirbelstürme können die See zu Wellenhöhen von bis zu 20 Metern aufpeitschen. Im Binnenland sind sie wegen größerer Reibung am Boden dagegen selten, weshalb es dort meist nur zu Orkanböen kommt. Sie können selbst starke Bäume entwurzeln und schwere Verwüstungen verursachen. Der Hurrikan "Katrina" etwa, der im August 2005 New Orleans verwüstete und mehreren tausend Menschen das Leben kostete, wurde aus einem tropischen Tief geboren. In Asien lösen Taifune regelmäßig Katastrophen mit Hunderten Toten aus.
Zu vergleichbar schweren Katastrophen kam es in Europa noch nicht. Aber auch hier richteten Winterorkane schon erhebliche Schäden an und töteten Dutzende Menschen. Ende 1999 etwa zog der Orkan "Lothar" von der Biskaya kommend über Frankreich, die Schweiz und Süddeutschland und richtete einen Schaden in Milliardenhöhe an. Der Sturm traf mittags mit voller Wucht auf den Schwarzwald, mit Spitzengeschwindigkeiten von 272 km/h. Selbst in dem im tiefen Rheingraben gelegenen Karlsruhe wurden Werte von bis zu 151 km/h registriert. Mehr als 60 Menschen wurden europaweit durch den "Jahrhundertsturm" getötet.